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Selbstverteidigung Kampfsport, Kampfkunst, Erding, Rosenheim , Wing Tsun, Kung Fu, Kampf

Meditation in Bewegung – Vom Wing / Tsun zum Zen

Beim Wort Meditation denkt jeder an irgendwelche Gurus oder Mönche, die in, für die meisten westlichen Menschen nur schwer nachzumachenden, Positionen (Lotussitz) still sitzen. Es gibt aber auch dort eine Meditation in der Bewegung. Die wenigsten wissen, daß auch die Sitzungen der Zenmönche von einer bestimmten Art des Gehens (Kinin) und von Arbeit unterbrochen werden. Auch die japanischen Kriegskünste (Budo) gelten unstrittig als Zen-Kunst. 

Im Westen wird der Zen-Zustand des Bewußtseins seit langem erforscht, typisch ist eine auf dem EEG (Ein Gerät, das die Ströme im Gehirn mißt) erkennbare, niedrige Frequenz der Gehirnwellen. Es herrschen die sogenannten Alpha-Schwingungen vor, die auf eine große geistige Ruhe mit sehr geringen Störungen deuten. Der gleiche Zustand ließ sich auch bei guten Tennisspielern nachweisen. Die Annahme, daß dies auch zumindest Phasenweise beim Wing / Tsun-Training der Fortgeschritten stattfindet, halte ich für begründet. Leider sind EEG-Geräte sehr teuer und es existiert in wissenschaftlichen Kreisen kein Interesse an der Erforschung von Kampfkunst, so daß der konkrete Beweis nicht erbracht werden kann. Mehr dazu läßt sich bei H. Tiwald (Psycho-Training im Kampf- und Budo-Sport, Verlag Ingrid Czwalina) nachlesen.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich zwar nicht konkret auf Kampfkunst, sind jedoch mühelos auf das übertragbar, was im Wing / Tsun-Training, wenn es gerade optimal läuft, stattfindet. Hier findet sich auch ein Antwort auf die Frage, warum ernsthafte Kampfkünstler immer besser werden wollen, unabhängig von Verteidigungsfähigkeit, Graduierungen oder Wettkampferfolgen. Das Training macht nur dann richtig Spaß (es fließt), wenn die Übung an der Obergrenze der Leistungsfähigkeit (nicht der körperlichen Leistungsfähigkeit im Sinne von Kraft und Kondition!!) vollzogen werden. Die Übung, die schon gut beherrscht wird, ist zu einfach, die Konzentration wird nicht voll gefordert. Es fließt nicht. Nur die Erweiterung der eigenen Grenzen, die Meisterung schwieriger Aufgaben, vermittelt die tiefe innere Ruhe, die meditative Geisteshaltung, die den Lohn in sich selbst enthält. Hier geschieht volle Konzentration von selbst. Im Sinne dieser Definition sind auch einfache Wing / Tsun-Übungen schwierige Aufgaben, da die Einstellung und Anpassung an den Trainingspartner hohe Anforderungen stellt.

 

Fließen: Die Meditation in der Spitzenleistung

Ein Komponist beschreibt die Phasen seiner Arbeit, in denen er in Höchstform ist:

»Man ist in einem derart ekstatischen Zustand, daß man fast das Gefühl hat, nicht zu existieren. Ich habe das immer wieder erlebt. Meine Hand scheint nicht zu mir zu gehören, und mit dem, was da geschieht, habe ich nichts zu tun. Ich sitze einfach in einem Zustand ehrfürchtigen Staunens da und schaue zu. Und es fließt von ganz allein. «

Seine Schilderung ähnelt bemerkenswert dem, was Hunderte von Männern und Frauen - Felskletterer, Schachmeister, Chirurgen, Basketballspieler, Ingenieure und Manager, ja sogar Registraturangestellte - erzählen, wenn sie davon berichten, wie sie sich in einer Lieblingsaktivität selbst übertroffen haben. Mihaly Csikszentmihalyi, der Psychologe von der Universität Chicago, der solche Schilderungen von Spitzenleistungen in zwanzigjähriger Forschung zusammengetragen hat, nennt den Zustand, den sie beschreiben, »Fließen«. Sportler kennen diesen begnadeten Zustand, in dem die Höchstleistung mühelos wird, während Zuschauer und Konkurrenten in einem seligen, nicht endenden Aufgehen im gegenwärtigen Augenblick verschwinden, als »den Bereich« [»the zone«]. Diane Roffe-Steinrotter, die bei der Winterolympiade 1994 eine Goldmedaille im Skilaufen gewann, sagte hinterher, sie könne sich an nichts erinnern, außer daß sie ganz in Entspannung versunken gewesen sei: "Ich fühlte mich wie ein Wasserfall".

Sich auf das Fließen einlassen zu können, ist die höchste Form von Meditation und Konzentration; Fließen ist vielleicht das Äußerste, wenn es darum geht, die Emotionen in den Dienst der Leistung und des Lernens zu stellen. Beim Fließen sind die Emotionen nicht bloß beherrscht und kanalisiert, sondern positiv, voller Spannung und auf die vorliegende Aufgabe ausgerichtet. Wer in der Langeweile der Depression oder der Erregung der Angst gefangen ist, der ist vom Fließen ausgeschlossen. Dabei ist das Fließen (oder ein sanfteres »Mikro-Fließen«) eine Erfahrung, die fast jeder dann und wann macht, besonders wenn man Höchstleistungen vollbringt oder seine bisherigen Grenzen überschreitet.

Das ist eine wunderbare Erfahrung: Kennzeichen des Fließens ist ein Gefühl spontaner Freude, ja sogar der Verzückung. Das Fließen trägt, weil es sich so gut anfühlt, seinen Lohn in sich. Es ist ein Zustand, in dem man ganz in dem aufgeht, was man tut, ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, wo das Bewußtsein nicht mehr vom Handeln getrennt ist. Das Fließen wird sogar unterbrochen, wenn man allzu sehr darüber nachdenkt, was geschieht - der bloße Gedanke »Das mache ich wunderbar« kann das Gefühl des Fließens zerstören. Die Aufmerksamkeit wird dermaßen konzentriert, daß man nur noch den schmalen Wahrnehmungsbereich wahrnimmt, der mit der unmittelbaren Aufgabe zusammenhängt, und Zeit und Raum vergißt. Diese Meditation in der Bewegung fällt mir sehr leicht, der gleiche Zustand läßt sich von mir bei einer stillen Meditation, im Sitzen ohne Aufgabe, nur sehr schwer erreichen.

Ein Chirurg erinnerte sich zum Beispiel an eine schwierige Operation, bei der er im Zustand des Fließens war. Als sie vorüber war, bemerkte er Schutt auf dem Boden des Operationssaals, und er fragte, was passiert sei. Zu seiner Verblüffung berichtete man ihm, daß, während er so in die Operation vertieft war, ein Teil der Decke heruntergekommen sei -er hatte nichts davon bemerkt.

Das Fließen ist ein Zustand der Selbstvergessenheit, das Gegenteil von Grübeln und Sorgen: Statt sich in aufgeregten Gedanken zu verlieren, gehen Menschen im Zustand des Fließens so vollständig in der vorliegenden Aufgabe auf, daß sie jegliches Bewußtsein von sich selbst verlieren und die kleinen Alltagssorgen - Gesundheit, Rechnungen, sogar der Erfolg - von ihnen abfallen. Erlebnisse des Fließens sind in diesem Sinne ichlos. Paradoxerweise zeigen Menschen beim Fließen eine meisterhafte Kontrolle dessen, was sie tun, und ihre Reaktionen sind vollkommen auf die wechselnden Anforderungen der Aufgabe eingestellt. Und obwohl Menschen im Zustand des Fließens ihre Höchstleistungen vollbringen, kümmert es sie nicht, wie sie abschneiden, denken sie nicht an Erfolg oder Versagen - es ist die reine Freude am Tun, was sie motiviert.

Es gibt mehrere Wege, in den Zustand des Fließens einzutreten. Einer besteht darin, seine volle Aufmerksamkeit bewußt auf die vorliegende Aufgabe zu konzentrieren - ein hochgradig konzentrierter Zustand ist das Wesen des Fließens. Am Eingang zu diesem Bereich scheint es eine Rückkoppelung zu geben: Es kann beträchtliche Mühe kosten, hinreichend ruhig und konzentriert zu werden, um mit der Aufgabe zu beginnen - dieser erste Schritt erfordert einige Disziplin. Hat sich die Konzentration aber einmal eingestellt, so gewinnt sie eine eigene Kraft, die zum einen von emotionaler Unruhe befreit und zum anderen die Aufgabe mühelos werden läßt.

Man kann auch dadurch in diesen Zustand gelangen, daß man eine Aufgabe findet, in der man bewandert ist, und sich in einem Maße darauf einläßt, das die eigenen Fähigkeiten ein wenig auf die Probe stellt. Csikszentmihalyi erklärte mir dazu: »Am besten scheinen sich die Menschen zu konzentrieren, wenn sie ein bißchen stärker als gewöhnlich gefordert werden und wenn sie mehr als gewöhnlich geben können. Werden sie zu wenig gefordert, langweilen sie sich, sind sie den Anforderungen nicht gewachsen, werden sie ängstlich. Das Fließen ereignet sich in dem heiklen Bereich zwischen Langeweile und Angst. «

Die spontane Freude, das Engagement und die Effektivität, die für das Fließen charakteristisch sind, lassen sich nicht in Einklang bringen mit emotionalen Entgleisungen, bei denen limbische Aufwallungen den Rest des Gehirns mit Beschlag belegen. Im Zustand des Fließens ist die Aufmerksamkeit entspannt und dennoch hochkonzentriert. Es ist eine Konzentration ganz anderer Art, als wenn wir uns, müde oder gelangweilt, um Aufmerksamkeit bemühen oder wenn aufdringliche Gefühle wie Angst oder Zorn unsere Aufmerksamkeit fesseln. Das Fließen ist ein Zustand ohne störende Emotionen; das einzige, was man empfindet, ist ein unwiderstehliches, hochgradig motivierendes Gefühl milder Ekstase.

Diese Ekstase scheint ein Nebenprodukt der hochgespannten Konzentration unserer Aufmerksamkeit zu sein, die eine Voraussetzung des Fließens ist. In der klassischen Literatur meditativer Traditionen werden Zustände beschrieben, in denen das gänzliche Aufgehen in der Kontemplation als reine Glückseligkeit erfahren wird: ein Fließen, das durch nichts anderes erzeugt wird als durch intensive Konzentration. Wenn man einen Menschen im Zustand des Fließens beobachtet, erhält man den Eindruck, als sei das Schwierige leicht; die Höchstleistung erscheint als etwas Natürliches und Gewöhnliches.

Dieser Eindruck findet seine Entsprechung im zerebralen Geschehen, wo sich ein ähnliches Paradoxon abspielt: Die schwierigsten Aufgaben werden mit minimaler geistiger Energie erledigt. Beim Fließen befindet das Gehirn sich in einem »gelassenen« Zustand, Erregung und Hemmung seiner neuralen Schaltungen sind auf die Forderungen des Augenblicks abgestimmt. Wenn Menschen sich mit Tätigkeiten befassen, die mühelos für eine Weile ihre Aufmerksamkeit fesseln, »beruhigt sich« ihr Gehirn in dem Sinne, daß die kortikale Erregung nachläßt

Das ist eine bemerkenswerte Entdeckung, wenn man bedenkt, daß das Fließen den Menschen erlaubt, die schwierigsten Aufgaben anzugehen, ob es nun darum geht, gegen einen Schachmeister zu spielen oder ein kompliziertes mathematisches Problem zu lösen. Man würde ja erwarten, daß solche schwierigen Aufgaben eine erhöhte und nicht eine geringere kortikale Aktivität erfordern. Es ist aber ein wesentliches Merkmal des Fließens, daß es nur im Umkreis des Gipfels der Fähigkeit stattfindet, wo die neuralen Schaltungen am effizientesten sind.

Eine angestrengte, von Sorge angefachte Konzentration führt zu einer erhöhten kortikalen Aktivität. Der Bereich des Fließens und der optimalen Leistung scheint dagegen eine Oase kortikaler Effizienz zu sein, wo nur ein Minimum an geistiger Energie verausgabt wird. Das leuchtet ein, wenn man an die eingeübte Geschicklichkeit denkt, dank derer man in den Zustand des Fließens gelangen kann: Wenn man die einzelnen Schritte einer Aufgabe gemeistert hat, sei es eine physische wie das Felsklettern oder eine geistige wie das Computerprogrammieren, kann das Gehirn sie effizienter ausführen. Längst eingeübte Bewegungen erfordern weit weniger Hirntätigkeit als solche, die man gerade erst erlernt oder die noch zu schwierig sind. Wenn das Gehirn aufgrund von Erschöpfung und Nervosität, wie sie am Ende eines langen, aufreibenden Tages vorkommen, weniger effizient arbeitet, verwischt sich die Präzision der kortikalen Aktivität, weil allzu viele überflüssige Bereiche aktiviert sind - ein neuraler Zustand, der als hochgradige Beunruhigung erlebt wird. Dasselbe passiert bei Langeweile. Wenn das Gehirn aber mit höchster Effizienz arbeitet wie im Zustand des Fließens, besteht eine präzise Relation zwischen den aktiven Arealen und den Anforderungen der Aufgabe.

Wing / Tsun bei Bundesbehörden?

Ein Bericht eines Schülers

Polizei-vrw
Zoll
Bgse

Da mein Schüler auch verdeckt arbeitet, muss seine Annonymität gewahrt bleiben, daher gibt  in diesem Bericht weder Name noch Foto. Weiter unten werde ich auf dieses Thema allgemein eingehen.

Hallo, mein Name ist Robert. Ich bin 44 Jahre und betreibe seit meinem 15ten Lebensjahr Kampfsport. Angefangen habe ich mit dem klassischen Shotokan Karate. Dies habe ich die ersten 5 Jahre ziemlich intensiv trainiert und auch an diversen Wettkämpfen in Deutschland und Österreich teilgenommen. Danach war es weitere 15 Jahre mein wöchentlicher Ausgleich zum Berufsleben.

Nach einer längeren Trainingspause habe ich dann vor einigen Jahren Erwin Kastls Kampfsportschule, inzwischen Kampfsportakademie entdeckt und war von Anfang an so vom Wing Tsun begeistert und überzeugt, dass ich zu diesem Stil gewechselt bin.

Sifu Kastl versteht es hervorragend auf seine Schüler einzugehen und besonders auch entsprechend deren Bedürfnissen den Unterricht sogar individuell anzupassen, um jedem seine persönlichen Lernziele zu ermöglichen.

Seit 17 Jahren (1994) unterrichte ich selbst waffenlose Selbstverteidigung bei einer Bundesbehörde. Als Sportlehrer und Ausbilder für Eigensicherung, bin ich alleine an meiner Dienststelle für die Aus- und Fortbildung etwa 300 waffentragender Beamten zuständig. Erwin hat mir schon einige Tipps gegeben, die ich auch bei meinen Unterrichten gerne umsetze und die bislang auch bei meinen Kollegen sehr gut angekommen sind.

Somit denke ich sehr wohl die Kompetenz und Qualität unseres Trainings unter Sifu Kastl einschätzen zu können.

Mit Dank und Anerkennung, Robert, Dezember 2011

 

Unter meinen Schüler sind Polizisten, Türsteher und aktive Soldaten.Sie trainieren Wing Tsun privat als Weiterbildung und zum Selbstschutz. In Bayern lernen Polizisten in der Grundausbildu Ju Jutsu. Nach der Ausbildung gibt es für normale Polizisten 12 Stunden Weiterbildung pro Jahr, 6 Stunden mit der Schusswaffe und 6 Stunden waffenlose Selbstverteidigung. Was da unterrichtet wird, liegt grösstenteils im Ermessen des jeweils zuständigen Ausbilders. Deren eigene Weiterbildung liegt in Ihrer eigenen Verantwortung.

Das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr trainiert als Nahkampfsystem EWTO Wing Tsun. Die gesamte Polizei in NRW trainiert Avci Wing Tsun ( http://www.wteo.org/wteo/index.php?id=5 ) 8, wenn auch in etwas anderer Ausgestaltung als im normalen Unterricht in der Kampfsportschule.        

Christian L e h n e r besteht die schwere Prüfung zum ersten Lehrergrad.

Hier seine sehr lesenswerte Arbeit zum Thema Selbstverteidigung als  Selbsterhaltung - Überleben

Selbsterhaltung

Technikerarbeit  für den  1. Lehrergrad im Wing / Tsun

Warum Wing / Tsun ?

Als ich im August 2007 damit begann hatte ich keine Ahnung was Wing / Tsun war. Ich war weder kampfsporttechnisch vorbelastet, noch hatte ich Interesse an einem wettkampforientierten Messen meiner Fähigkeiten. Mir ging es darum sich in brenzligen Situationen behaupten zu können, notfalls auch körperlich, nachdem ich damit bis auf die ein oder andere lang zurückliegende harmlose Schulhofrauferei nichts am Hut hatte. Auch sollte es effektiv sein, wirkliche Selbstverteidigung eben, mit allem was dazu gehört.

 

Ich war zu dieser Zeit immer wieder Anfeindungen und mündlichen Drohungen einiger Mitbewerber im Geschäftsleben ausgesetzt, mit Aussagen wie z.B. : „Wir wissen ja wo Du wohnst“ oder auch: „Pass auf beim Rad fahren! Hunde die bellen beißen angeblich nicht, und deshalb versuchte ich das ganze erst mal zu ignorieren. Es dauerte trotzdem einige Zeit, bis ich begriff daß in manchen anderen Kulturen Vernunft und Streitvermeidung eher als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden.

 

Also wollte ich mich dagegen wehren können und so auftreten, als ob ich das auch könnte! Aber kein Kampfsport wie Karate, Kickboxen, Taekwon-Do usw., nichts nach meinem damaligen Empfinden mit viel Action und martialischen Gebärden wo man Schmerzen liebt. Sondern etwas nicht so alltägliches wie eben Wing / Tsun …Etwas Internetrecherche darüber und ich war eines Sonntag nachmittags beim Probetraining in Taglaching in der Schule meines Sifus Erwin Kastl .

 

Das erste und wahrscheinlich auch für viele andere Neuanfänger prinzipiell wichtigste in einer Kampfkunst sollte es deshalb sein, zu lernen sich selbst zu verteidigen. Das ist meiner Meinung nach auch das Hauptanliegen meines Lehrers. Es geht ihm nicht nur darum,  klassisches WT zu vermitteln, sondern auch das, was er unter realistischer Selbstverteidigung versteht.

Das war und ist für mich nach wie vor der Hauptgrund, warum ich mit Wing / Tsun anfing und auch weiter machte. Warum sonst sollte ich eine Selbstverteidigungskunst erlernen, wenn nicht der Selbstverteidigung wegen. Es erfordert allerdings einiges Können und vor allem regelmäßiges Üben um sich in allen Situationen sicher verteidigen zu können  Experten sagen man braucht mindestens 10.000 Stunden um ein Musikinstrument oder eine Sportart souverän zu beherrschen.

 

Dabei denke ich nicht an die üblichen Rangeleien, wie sie in unserem Alltag öfters vorkommen können, dagegen ist man mit den ersten fünf Schülergraden des WT schon mal gut gerüstet, sondern an gezielte Angriffe von einem oder mehreren, die wissen wie es geht. Da schätze ich meine Fähigkeiten allerdings noch sehr bescheiden ein, vor allem ein Messer wird wohl heutzutage immer schneller gezückt und ist sehr gefährlich.

 

Wing / Tsun im Fortgeschrittenenbereich der Lehrergradprogramme empfinde ich als äußerst komplex und schwierig. Es dauert wirklich und bedarf ständiger Wiederholung, bis die Bewegungen halbwegs intuitiv ablaufen. Deshalb ist für mich klassisches Wing / Tsun sicher eine gute Basis, wird aber ganz alleine nicht allen Gefahrensituationen heutzutage gerecht und bedarf sinnvoller praktischer Ergänzungen aus anderen Breichen. Im Fortgeschrittenbereich behaupte ich einfach mal, daß man damit „überqualifiziert“ ist , was nicht heißt, das man jedem Angreifer automatisch gewachsen ist. Das Entscheidende wird immer das schnelle und richtige Erfassen einer solchen Situation sein, also rein oder raus, aktives aggressives Verteidigen oder Wegrennen. Das gilt es immer und  immer wieder mit einem oder mehreren Trainingspartnern zu üben, denn damit wird man in fast allen Gefahrensituationen „überleben“!

 

 

Welche Ergänzungen zum Wing / Tsun erscheinen mir sinnvoll?

 

 

Fallschule

Zur praktischen Selbstverteidigung gehört nun für mich zumindest das Lernen von einfachen Roll und Falltechniken, sowie sicheres zügiges Aufstehen und damit verbunden falls nötig, bzw. möglich, auch spontanes Flüchten.

Im Prinzip geht es darum, zu lernen, runde Bewegungen aus Stürzen zu machen. Keinesfalls darf man über die Wirbelsäule abrollen, das tut weh. Im freien Gelände kann man sich dabei auch schwer verletzen.

 

Fallschule bringt was für die eigene Sicherheit, die Körperbeherrschung wird erweitert und schlussendlich bekommt man größere Bewegungsfreiheit fürs Training. Ohne Angst vor dem Stürzen oder Geworfenwerden kann man sich auf Verteidigung oder Gegenangriff konzentrieren.

Fallschule braucht man nicht nur im „Kampf“, sondern, erst einmal erlernt, ist dann auch universell für verletzungsfreies Fallen hilfreich bei der Ausübung von anderen Sportarten wie Inlineskaten, Ski- und Snowbordfahren, Radfahren und Schlittschuhlaufen. Auch alltägliche Gefahrensituationen wie Stürze auf Glatteis gehen weitaus glimpflicher aus damit.

 

 

Bodentechniken / Bodenkampf

Den Bodenkampf zu vermeiden, ist das theoretische Ziel im Wing / Tsun. Besonders für Anfänger ist aber nicht einfach umzusetzten, außer vielleicht wenn der Gegner auch auf keinen Fall auf den Boden will.

Die Stärke des Yip Man WT liegt nun mal in seinen Schlägen und Tritten, nicht im Grappeln oder am Boden. Der Lehrer von Erwin Kastl, Sifu Kernspecht sagt, dass man bereits vorher mindestens einen Fehler gemacht hat, wenn man zu Boden geht. Ich sehe da allerdings das Problem, dass wir keine WT-Roboter sind, sondern Menschen, und die machen eben auch Fehler. Ein kleiner Fehler, und schon liegt man. Daher sollten die grundlegendsten Befreiungen schon gelehrt werden, auch bei Anfängern. Dass man da nicht x verschiedene Hebel können muss wie ein Blaugurträger im Gracie Jiu Jitsu ist ganz klar. Aber ein paar Positionen und dazu passende Escapes (Befreiungen aus Positionen, wenn am Boden der Angreifer über einem ist) sollte man schon kennen und diese auch praktisch anwenden können, wie Befreiung aus Schwitzkasten im Stehen und Liegen, oder Angreifer sitzt auf einem (=Mounting) und schlägt oder würgt.

 

Ganz entscheidend ist es, dabei zuerst immer die Ruhe zu bewahren, möglichst wenig abzukriegen und den entscheidenden Moment abzuwarten, denn der andere will ja unbedingt schnell obsiegen. In dieser verständlichen Eile verbraucht er sehr viel Kraft, und dann macht er Fehler, die uns eine Befreiung ermöglichen. Und danach solllen wir auch wissen, wie man sicher wieder aufsteht, um sich schnellstens vom Acker zu machen ! Sicher enthält WT auch Möglichkeiten, um das „Zu-Boden-gehen“ zu vermeiden. Theorien, Schrittarbeit, Bein- und Armtechniken. Das Problem ist nur, dass es sich teilweise um technisch recht anspruchsvolle Ansätze handelt, die weit außerhalb der Reichweite von Anfängern liegen, die noch nicht Ihren ganzen Körper so gut koordinieren können. Ich denke daher, dass es ganz wichtig ist, auch gleich den Anfängern klar zu machen, aus welchen Gründen man den Bodenkampf meiden will. Man soll ihnen aber auch ein paar grundlegende Werkzeuge mit auf den Weg zu geben, falls es schief geht. Und wenn die Chinesen Gracie Jiu Jitsu gekannt hätten, sähe WT wohl ganz anders aus !

 

 

Palmstick

Dann kam etwas hinzu was alles von mir vorher erlernte zum Thema Wing Tsun, sprich die 12 Schülergrade und das Vorbereitungsprogramm auf die praktische Technikerarbeit von der Effektivität etwas auf den Kopf gestellt hat. Und zwar der Palmstick oder auch Kubotan genannt. Dieses Hilfsmittel gibt einem sehr großes Selbstbewusstsein, ich selber verspüre fast ein Gefühl der Unbesiegbarkeit dadurch !

 

Ganz besonders würde ich das Frauen als legalen Kraftverstärker empfehlen, mit dem man die eigene körperliche Unterlegenheit ausgleicht. Insbesondere wenn man einem körperlich weit überlegenen oder mehreren Angreifern ausgesetzt ist, und keine Möglichkeit der Deeskalation oder Flucht mehr hat.Verwendet werden kann ein herkömmlicher Kugelschreiber, eine Taschenlampe oder auch ein Mobiltelefon, also Dinge des alltäglichen Lebens, die man sowieso und ohne aufzufallen bei sich haben kann . Darüber hinaus gibt es Schlüsselanhänger, verschiedene Stifte und Stroboskoplampen die speziell für dieses Worst Case Notwehrszenario gemacht werden. Ist nun ein Palmstick bzw. Kubotan auch eine verbotene Waffe oder nicht? Darauf hat das Bundeskriminalamt in einem Bescheid vom 05. März 2008 Stellung genommen: Der als Kubotan bezeichnete Gegenstand ist zwar geeignet, als Waffe eingesetzt zu werden, von der einfachen Ausgestaltung her ist jedoch nicht eindeutig von einer Hieb- und Stoßwaffe auszugehen.

Ergebnis: Der Kubotan ist keine Hieb- und Stoßwaffe im Sinne des § 1 Abs. 2 Nr. 2 WaffG. Die Verbotseigenschaft im Sinne der Anlage 2 zu § 2 Abs. 3 WaffG – Waffenliste – Abschnitt 1, Nr. 1.3.1 wird verneint.

Der komplette Bescheid ist nachzulesen unter:              
http://www.bka.de/profil/faq/waffenrecht/feststellungsbescheide/pdf/fb_170_kubotan.pdf  Also: Der Palmstick ist keine verbotene Waffe.

 

Ob man damit auch Zugang zu Veranstaltungen, Flugzeugen oder ähnlichem bekommt, obliegt natürlich immer dem Hausherren und seiner Sichtweise der mit eingeführten Gegenstände. Das Konzept der Selbstverteidigung mit einem Palmstick ist denkbar einfach, universell einsetzbar und kann in kurzer Zeit auch vom Neuanfänger erlernt werden. Vor allem ist es auch eins zu eins auf das waffenlose Standardabwehrverhalten im WT übertragbar. Das bedeutet, ob mit oder ohne Palmstick, man verteidigt sich immer mit der gleichen Technik. Genug zur Theorie, nun bleibt nur noch die richtige praktische Handhabung. Dies kann einem auch das Internet nicht so richtig vermitteln. Aber dazu gibt es ja zum Glück auch einen Kampfkunstlehrer wie meinen Sifu Erwin Kastl. Er steht neuen guten Dingen immer aufgeschlossen gegenüber und lässt diese erst in seine Vorstellung, dann in sein eigenes Training und dann in seinen Unterricht als realistischer Selbstverteidigung einfliesen. Dabei zeigt er, dass er weit über den eigenen Tellerrand hinaus blicken kann. Ich glaube für ihn ist einfach wichtig, daß seine Schüler zwar auf Basis von Wing Tsun, aber nicht gefangen im System Wing Tsun, auch andere Werkzeuge an die Hand bekommen, die sie im Notfall überleben lassen.

 

 

Dim Mak - Nervendruckpunkte

Ein besonderes Augenmerk sollte auch schon von Anfang an auf Dim Mak

( bedeutet übersetzt ungefähr „mit dem Finger zeigen oder drücken“) oder „ die Kunst der tödlichen Berührung“ gelegt werden. Damit werden angebliche Nervenpunkte des Gegners angegriffen, um diese negativ zu stimulieren. Druck, Stoß oder Schlag auf einen Nervenpunkt sollen Schmerzen, kurzzeitige Lähmung, Atemstillstand oder auch den Tod bewirken können.

Nervendruckpunkte sind bestimmte Punkte auf der Oberfläche des menschlichen Körpers, deren Stimulation durch Berührungen, Schläge und dergleichen verschiedene positive oder auch negative Effekte auf das Befinden des Menschen haben sollen. Die Punkte finden ihre Anwendung in der traditionellen chinesischen Medizin der Akupressur und verschiedenen Kampfkünsten sowie Kampfsport- und Selbstverteidigungsarten. Die bei meinem Sifu Erwin Kastl zur Anwendung kommenden Punkte sind Nervenbahnen oder Nervenenden, die relativ leicht getroffen werden können. Sie sind grundsätzlich über den gesamten Körper verteilt, es wird aber hauptsächlich auf die am Kopf , am Hals oder an den Oberschenkeln gezielt. Eine negative Stimulation dieser Punkte, zum Beispiel durch einen Schlag oder Druckeinwirkung, führt zu schneller Ohnmacht, starken Schmerzen oder Lähmungserscheinungen.

 

Die empfindlichsten davon befinden sich meiner Meinung nach am Hals und am Kopf wobei ich besonders die Augen hervorheben möchte. Die meisten dieser Techniken sind in hierzulande gänzlich unbekannt und kommen, weil verboten,  in den meisten Kampfsportarten gar nicht vor. Auch der Straßenschläger wird in

95 % aller Fälle immer mit der Faust zum Kopf oder mit dem Fuß in den Unterleib wollen. Nur einzelne, auf realistische Selbstverteidigung basierende Kampfkünste, so wie auch mein Sifu Wing Tsun interpretiert, befürworten und lehren aktiv zusätzliche Techniken wie Schredder, Adlerkralle, Rechen, Biu Fak, bzw. Augenstechen. Dabei hinterlässt hier die leichteste Berührung sofortige Wirkung auch bei Betrunkenen und mit irgendwelchen Drogen vollgepumpten Aggressoren. Darüber hinaus geht es blitzschnell ohne Kraftaufwand und ist deshalb vom Angreifer nur schwer zu erahnen und abzuwehren. Diese Verteidigungslinie ist darum auch bestens für Anfänger und Frauen geeignet. Erst recht bei proaktiver Selbstverteidigung gegen mehre Gegner und gleichzeitigem Einsatz eines Palmsticks ist sie alternativlos.

 

Die Wirkung lässt sich selber am eigenen Körper gut testen. So bekommt man auch ein Gefühl für den benötigten Druck und malträtiert im nächsten Training nicht gleich seine Partner. Die Punkte sind übrigens nicht bei allen Menschen an exakt dem gleichen Ort. Das genaue Treffen mit Fingern, Händen oder auch Palmstick an einem Nervendruckpunkt hat zusätzlich den positiven Effekt, dass es zu keinerlei blutenden Wunden, Schwellungen oder großartigen Verletzungen  mit weitreichenden Folgen kommen wird. Man landet also viel eher einen sicheren Wirkungstreffer oder auch schnellen K.O. ohne den Gegner augenscheinlich und offensichtlich sichtbar schwer zu verletzen. Das ist vor allem für die Nachbetrachtung wichtig, wenn es darum geht, wie eventuelle Zeugen den Vorfall beobachtet haben. Da unsere Rechtsprechung in Deutschland in Punkto Selbstverteidigung oft sehr kritisch zum Nachteil des Angegriffenen urteilt, und dann aus Notwehr sehr schnell Körperverletzung oder mehr werden kann, ist dies ein immer wichtiger werdender Aspekt von notwehrgerechtem Verhalten.

 

Messerabwehr

Last but not least zur Selbsterhaltung möchte ich noch ein wenig auf die Wichtigkeit von Messerabwehr, bzw. das Überleben von Messerangriffen eingehen. Laut Polizeistatistik trägt in Deutschland heutzutage in der Altersgruppe der 14 – 16 jährigen jeder Dritte bereits ein Messer. Wenn jemand das macht, wird sie oder er sich in der Regel auch nicht scheuen, das Messer in einer Auseinandersetzung einzusetzen. Warum die Hemmschwelle, ein Messer zu verwenden, so rapide sinkt, dafür gibt es viele Gründe, Fakt ist, das sie es tut. Jeder der sich ernsthaft für Selbstverteidigung interessiert und nicht nur Kampfsport nach Wettkampfregeln betreibt, sollte sich damit auseinandersetzen. Persönlich steht für mich an erster Stelle hier immer die Flucht, sollte man ein gezücktes Messer sehen oder als solches erkennen. Kämpfe NIE mit einem Messer sondern „Run like hell“, wenn überhaupt dann ein gezielter Tritt unterhalb des Knies auf das Schienbein sollte einem die nötigen Meter Vorsprung dafür geben.

Allerdings wird es wohl nicht immer gleich den Platz zur Flucht geben, sprich dieser muss erst mit geeigneter Technik geschaffen werden. Ein Messerangriff kann auch sehr überraschend kommen oder auch nicht gleich als solcher erkannt werden. Der erste Stich sollte normalerweise nicht tödlich sein, wenn man dann allerdings nicht umschaltet auf Kampf wird es sicherlich schlimmer ausgehen.

Für diese Fälle lehrt mein Sifu die sogenannte Dogcatcher ( Hundefänger ) Messerabwehr, um zu überleben. Vereinfacht erklärt ist das eine Kombination aus einem Block in der Form eines offenen X auf die Messerhand des Angreifers in Kombination mit einem Kopfstoß gegen diesen. Ich will die verschiedenen Varianten gar nicht detailliert beschreiben, zum Erlernen dieser gibt es unser Training und oder entsprechende Lern DVD´s meines Sifus. Das ist jedenfalls eine realistische Möglichkeit zu überleben.

 

Für mich hat Wing / Tsun, wie es Sifu Erwin Kastl lehrt, einen festen Platz in meinem Leben gefunden und bereichert es. Vor allem erscheint es mir persönlich immer wichtiger, erlerntes Wissen über Selbsterhaltung in einer sich stetig verändernden Umwelt an meine Kinder und mir nahestehende Personen weitergeben zu können.

 

 

Berglern, den 14.November 2011

Christian Lehner