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Selbstverteidigung Kampfsport, Kampfkunst, Erding, Rosenheim , Wing Tsun, Kung Fu, Kampf

Andreas 2016

Andreas Frühwirth besteht die Prüfung zum zweiten Lehrergrad. Hier seine Arbeit zum Thema Zehn wichtige Konzepte und Prinzipien in der Selbstverteidigung. Wer keine Ahnung vom Gracie Jiu Jitsu hat, für den wir es bald ein Video geben, auf dem wir beide alles verständlich erklären. 

ZEHN WICHTIGE KONZEPTE UND PRINZIPIEN IN DER SELBSTVERTEIDIGUNG –

WING/TSUN UND FREISTIL IM VERGLEICH MIT GRACIE JIU JITSU (GRACIE COMBATIVES)

 

Schriftliche Arbeit zur Erlangung des 2. Lehrergrades

 

In der vorliegenden Arbeit sollen zwei bedeutende Kampfkunstsysteme im Hinblick auf zehn wichtige Konzepte und Prinzipien verglichen werden: Sifu Erwin Kastls Wing/Tsun und Freistil (W/T) und das Gracie Combatives-Programm des Gracie Jiu Jitsu (GJJ). Beide sind speziell für die Selbstverteidigung im Straßenkampf (nicht für Wettkämpfe) konzipiert und eignen sich daher meines Erachtens besonders gut für einen Vergleich. Die Auswahl der zehn Konzepte und Prinzipien erfolgte nach dem Kriterium der subjektiven Wichtigkeit und erhebt keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Stoß zu! Begleite vorbei, was kommt! Versteck dich, falls nötig! Umgehe oder beseitige eine Abwehr!

Traditionell gibt es im Leung Ting-Wing Tsun (der Linie, der Sifu Erwin Kastl angehört) drei Kampfprinzipien, die in Großmeister Keith Kernspechts 1987 zum ersten Mal erschienenen Buch Vom Zweikampf erläutert werden (114-127): 1. Ist der Weg frei, stoß vor!; 2. Wenn der Weg nicht frei ist, bleib kleben!; 3. Wenn die Kraft des Gegners größer ist, gib nach! (4. Zzieht sich der Gegner zurück, folge.) Diese traditionellen Prinzipien haben sowohl bei Großmeister Kernspecht als auch insbesondere bei Sifu Erwin Kastl starke Verbesserungen erfahren. Hier wird nur auf die Kastlschen Konzepte eingegangen, die in seinen Newsletters 69 (schriftlich) und 70 (Video) sowie auch immer wieder im Training erläutert werden.

Das erste Konzept, Stoß zu!, bedeutet, dass wir sofort auf die erste aggressive Bewegung des Angreifers reagieren, d. h. Vorwärtsverteidigung betreiben. Diese Reaktion besteht in einer diagonalen Bewegung in Form einer Fak Sao bzw. Biu Fak auf den Kopf des Gegners („Napoleon-Methode)“, welche immer mit dem rechten Arm erfolgt. Ist der Angriff rund, erzielt man meist einen ersten Treffer, ist er gerade, schützt uns die Raumdiagonale. Dadurch, dass der Gegenangriff immer mit rechts ausgeführt wird, wird wertvolle Reaktionszeit gespart, da die Entscheidung „Schlage ich rechts oder links?“ wegfällt.

Dieses erste Kampfkonzept von Wing/Tsun und Freistil unterscheidet sich stark vom Einstieg in einen Straßenkampf nach Gracie Jiu Jitsu. Ein GJJ-Kämpfer geht für gewöhnlich nicht direkt in den ersten Angriff hinein, sondern weicht ihm zunächst ca. zweimal nach hinten aus. Dies führt dazu, dass der Angreifer sich als dominant empfindet und weiter angreift. In einem solchen Moment startet der GJJ-Kämpfer blitzartig seinen Gegenangriff, indem er nun in den Gegner hineingeht, wie beispielsweise in Gracie Combatives, Lesson 7, veranschaulicht. Im Gegensatz zum W/T soll dieser Gegenangriff den Angreifer allerdings nicht möglichst schnell im Stehen ausschalten, sondern ihn so schnell wie möglich zu Boden bringen, um ihn dort zu besiegen.

Das zweite W/T-Kampfkonzept, Begleite vorbei, was kommt!, bezieht sich auf den Fall, in dem unser Arm auf den gegnerischen Angriff stößt. Ein solcher wird nach dem „Drehtürprinzip“ von unserem eigenen Körper abgeleitet bzw. an unserem Körper vorbeigeleitet. Wir sind dabei selbst die Achse einer Drehtür, die sich aber noch zur Seite bewegen kann, sodass der Angriff uns nicht trifft. Ein solches Konzept lässt sich in Gracie Combatives nicht finden. Das liegt wohl daran, dass ein GJJ-Praktiker nicht darauf bedacht ist, Angriffe vorbeizuleiten und zu schlagen, sondern darauf, den Gegner zu Boden zu bringen.

Das dritte W/T-Kampfkonzept, Versteck dich, falls nötig!, bezieht sich vor allem auf diagonale runde Angriffe (im Regelfall linker Schwinger), auf die sich das „Drehtürprinzip“ nur schwer anwenden ließe und der Erfolg äußerst ungewiss wäre. In einem solchen Fall verstecken wir uns mit der Bela Lugosi-Technik aus dem Pencak Silat hinter unserem eigenen Arm, wodurch wir einen harten Block bilden und so unseren Kopf zuverlässig schützen.

Dieses Konzept gibt es – wenn auch in anderer Form – auch im GJJ. Will man beispielsweise den Angreifer clinchen (siehe z. B. Gracie Combatives, Lesson 7), so schützt man, während man in ihn hineinschießt, seinen Kopf durch eine Art Boxer-Doppeldeckung vor potenziellen Schlägen. Dann erfolgt der Clinch mit anschließendem Takedown. Auch bei der Trap and Roll Escape, Punchblock Variation (Lesson 1, Slice 2), muss man sich, während man seinen Oberkörper blitzartig aufrichtet, um den Gegner zu umklammern, mit beiden Unterarmen vor dem Gesicht schützen für den Fall, dass man sich nicht schnell genug aufgesetzt hat und der Gegner zu einem Punch gekommen ist.

Das vierte W/T-Konzept, „Umgehe oder beseitige eine Abwehr!“, greift in den Fällen, in denen unser Gegenangriff abgewehrt wird. Hier, wie auch beim zweiten Konzept, kommt uns unser konstantes Chi Sao-Training zugute. Ein typisches Beispiel für das Umgehen einer Abwehr wäre ein direkter Ellbogenschlag oder ein faltender Ellbogen nach abgewehrter Fak Sao (bei Gegendruck auf Bong). Beispiele für die Beseitigung einer Abwehr wäre Lap Sao  Fak Sao oder Pak Sao  Biu Fak nach abgewehrter Fak Sao.

Das Umgehen einer Abwehr wird in Gracie Combatives nicht erwähnt. Das Beseitigen einer Abwehr lässt sich in manchen Fällen aber schon entdecken. Als Beispiel sei hier Lesson 12, Elbow Escape (Mount) genannt. Gelingt die Standard Elbow Escape (Slice 2) nicht, weil der Angreifer sein Bein zu schwer macht, um das eigene Knie darunter zu schieben, kommt der so genannte Fish Hook (Slice 4) zur Anwendung. Hierbei schiebt man seinen Fuß unter den Fuß des Gegners, drückt gleichzeitig mit dem Ellbogen oder der Hand gegen sein Knie und hebt sein Bein an, um sofort danach das eigene Bein zu befreien und das des Angreifers zu fixieren. Hier wird also das Bein des Gegners aus einer für mich ungünstigen Position „beseitigt“ und in eine für mich günstigere Lage gebracht.

Ein enormer Vorteil der beschriebenen vier Konzepte des Wing/Tsun und Freistil liegt in ihrer Übertragbarkeit. Unser Gegenangriff wird standardmäßig als Handkantenschlag auf Nervendruckpunkte des Halses trainiert, doch lassen sich durch die diagonale Ausgangshaltung des angreifenden rechten Armes alle vier Prinzipien auch unter Anwendung der Adlerkralle (= ein Augenstich mit einer speziellen Handhaltung) oder eines Palmsticks verwirklichen. Eine solche Übertragbarkeit lässt sich im GJJ nicht beobachten.

 

Distanz: raus oder rein

Das Management von Distanz, das heißt der Entfernung zum Angreifer, ist bei jeder Auseinandersetzung von zentraler Bedeutung. Es beginnt bei jeglicher potenzieller Bedrohung und endet im Ernstfall erst mit dem Ausschalten des Angreifers. Aber selbst wenn es nicht zu einer tätlichen Auseinandersetzung kommt, ist Distance Mangement von hoher Wichtigkeit. In Gracie Combatives, Lesson 7, wird dies für Schüler des GJJ sehr anschaulich beschrieben. Um in Sicherheit vor gegnerischen Schlägen zu sein, soll man sich entweder außerhalb der Reichweite des Gegners oder ganz an ihm dran (Clinch) befinden: „All the way out or all the way in“. „All the way out“ bedeutet dabei zwei Armlängen vom Angreifer entfernt. Bewegt sich der Gegner auf dich zu, hält du diese Distanz aufrecht, indem zu entsprechend zurückweichst. Wie bereits oben beschrieben, überrascht man dann den Angreifer, indem man, während er sich erneut nach vorne bewegt, selbst auf ihn zustürmt und in den Clinch nimmt. Dann ist man „all the way in“, kann den Gegner zu Boden bringen und ihn dort besiegen.

Für einen Praktiker des Wing/Tsun und Freistil kann, je nach Situation, der erste Teil des Distance Managements ähnlich aussehen. Besonders, wenn Zuschauer anwesend sind, ist es aus notwehrrechtlichen Gründen oft sinnvoll, zusätzlich zur verbalen Deeskalation auch noch zurückzuweichen. So wird eindeutig signalisiert, dass kein Kampf gewünscht ist. Für W/Tler gilt ein Abstand von ca. eineinhalb bis zwei  gegnerischen Armlängen, um vor Schlägen und Tritten in Sicherheit zu sein (ähnlich wie in Gracie Combatives). Lässt sich das Gegenüber dennoch nicht von einem Angriff abbringen, so gilt das Ausholen als Signal für uns, zum „All the way in“ überzugehen. Ähnlich wie im GJJ gehen wir in der Angriffsphase des Gegners überraschend in ihn hinein. Allerdings bedeutet für uns „All the way in“ nicht Clinch-Entfernung (also gar keine Entfernung), sondern ca. eine dreiviertel Armlänge. Hier können wir den Angreifer entweder direkt treffen oder, sollte der Gegenangriff wirklich abgewehrt werden, die Abwehr umgehen oder beseitigen (siehe oben, Konzept 4). In der entscheidenden Wendephase von „All the way out“ zu „All the way in“ addieren sich, durch die nach vorwärts gerichtete Angriffsbewegung des Gegners und das eigene Vorwärtsdrängen die Geschwindigkeiten, was sowohl im W/T als auch im GJJ den Gegenangriff sehr schnell und zudem sehr wuchtig werden lässt. Bei gelungenem Timing hat man damit bereits in der ersten Phase des „All the way in“ dem Gegner gegenüber einen großen Vorteil.

Besonders im GJJ spielt Distance Mangement auch am Boden eine entscheidende Rolle. Um den Gegner zu kontrollieren und sich selbst vor Schlägen zu schützen gilt auch hier sehr oft das Prinzip des „All the way in“. Die Gracies erklären, dass zwischen dir und dem Gegner möglichst kein Platz (space) entstehen soll; nur so lässt sich der Gegner sicher kontrollieren (Beispiel: Positional Control, Lesson 3), und nur so kann man sich sicher vor Schlägen schützen (Beispiel: Punch Block Series, Lesson 8, Slice 1). Sollte ein W/T-Praktiker am Boden landen, würde er auch hier versuchen, durch gezielte Techniken schnell den Kampf zu beenden. Welche Techniken dies wären, würde er spontan und unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation (z. B. Wieviel Zeit habe ich? Gibt es noch andere Angreifer?) entscheiden (vergleiche auch unten das Kapitel „Schnell siegen oder nicht verlieren?“).

 

Eigensicherung geht vor

Ein weiteres wichtiges Prinzip sowohl im Wing/Tsun und Freestyle als auch im Gracie Jiu Jitsu könnte als Eigensicherung geht vor bezeichnet werden. Damit ist gemeint, dass es wichtiger ist, seinen eigenen Körper zuverlässig zu schützen oder  eine vorteilhafte Position zu behaupten, als schnell einen K.o. oder eine Submission (Kampfbeendung, meist am Boden) zu erzielen. Im W/T von Sifu Kastl wird die Eigensicherung beim Einstieg in den Ritualkampf mit dem rechten Arm durch die die Raumdiagonale abdeckende, vorschießende Fak Sao bzw. Biu Fak einerseits und andererseits durch den schützenden zweiten Arm erzielt. Sicherlich könnte man bei gutem Timing auch nur mit einem geraden Fauststoß viele Angriffe kontern, doch das Risiko, selbst getroffen zu werden, wäre zu groß, vor allem dann, wenn der Angreifer längere Arme hat. Geht der Kampf weiter, soll unser Chi Sao-Training bewirken, dass die Gliedmaßen des Gegners ständig unter unserer Kontrolle bleiben (Eigensicherung), bis wir selbst entscheidende Treffer erzielen können. Ein gutes Beispiel hierfür wäre die Kontrolle beider gegnerischen Arme durch nur einen unserer Arme mit sofortigem anschließendem Angriff, wie es beispielsweise in der Vierten Sektion Chi Sao trainiert wird.

Auch im GJJ lässt sich das Prinzip Eigensicherung geht vor entdecken. Es bezieht sich hier auf eine vorteilhafte Position, die man sich herausgearbeitet hat und von der aus man eine Submission starten kann. Sollte die Submission nicht wie geplant verlaufen und man dadurch seine Chancen auf einen Sieg verschlechtern, gilt „Position before submission“, das heißt, man soll die Submission-Technik abbrechen und wieder in die vorteilhafte Position gehen. Ein typisches Beispiel für dieses Prinzip stellt Lesson 16, Headlock Counters, Slice 4, dar: Bringt einen der Gegner während des Versuchs eines Armlock Finish aus dem Gleichgewicht, sodass die Gefahr besteht, geworfen zu werden und den Gegner zu verlieren, soll man zurück in die Ausgangsposition (Modified Mount) gehen.

 

 

Der Gegner bestimmt die eigene Kampftechnik

Ein guter Kämpfer versucht nicht, den Gegner durch einige wenige oder gar nur eine einzige Technik gewaltsam zu bezwingen, sondern er reagiert, sobald Kontakt hergestellt ist, unwillkürlich auf dessen Bewegungen und lässt ihn quasi in den Gegenangriff hineinrennen. Die im Wing/Tsun und Freistil für die Herausbildung dieser Fertigkeit verwendete Trainingsmethode ist Chi Sao (und Chi Gerk): Je nach Position und Druckrichtung der gegnerischen Gliedmaßen erfolgt eine entsprechende Reaktion automatisch, das heißt ohne vorherige Willensentscheidung. Je fortgeschrittener der W/T-Praktiker ist, desto müheloser entstehen diese Reaktionen und desto schneller wird der Gegner ausmanövriert und besiegt.

Im GJJ wird die Fähigkeit zu solchen an den Gegner angepassten Reaktionen als „Indicator Mastery“ (siehe Gracie Combatives, Intro Class, Chapter 11) bezeichnet. Je nachdem, welche Bewegung der Gegner vollzieht (meist am Boden), erfolgt eine darauf zugeschnittene Reaktion des GJJ-Praktikers. Ein gutes Beispiel stellt die Technik Take the Back (Lesson 4) dar. Hat man den Angreifer unter die eigene Mount gebracht, wird dieser sich oft mit dem Rücken auf einen zu drehen, um Schläge von oben zu vermeiden. Hier wird nun nicht mit Kraft gegengehalten, sondern man gibt der Bewegung des Gegners, dem „Indikator“, nach, hat ihn aber sofort danach (nachdem man die Hooks mit den Beinen positioniert und die „Over-under“-Position mit den Armen geschlossen hat) in einer für ihn ebenso ungünstigen Position, von der aus man ihn mit einem Würgegriff (Rear Naked Choke) besiegen kann. In Gracie Combatives wird großen Wert auf das Training dieser „Indicator Mastery“ gelegt.

 

Zickzack-Prinzip

Das Zickzack-Prinzip bedeutet das nahtlose und für den Gegner überraschende Wechseln in eine andere Technik, nachdem man mit einer vorangegangenen Technik Druck aufgebaut hat und der Gegner dagegen hält (siehe Sifu Kastls „Proaktive Selbstverteidigung mit Wing/Tsun“, Kapitel 29, Text und DVD). Der Wechsel kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, unter anderem von rechts nach links oder umgekehrt; von nach vorne gerichtet auf nach hinten gerichtet oder umgekehrt; von nach oben gerichtet auf nach unten gerichtet und umgekehrt. Ein Beispiel für einen Rechts-links-Wechsel im W/T ist das Drehen des Gegners in den Einarmwürger hinein: Hält der Widersacher mit Kraft gegen die Drehrichtung, wechselt man blitzschnell auf die andere Seite und hat damit gute Chancen auf Erfolg (siehe „Proaktive Selbstverteidigung mit Wing/Tsun“, Kapitel 2). Ein Wechsel von hinten nach vorne lässt sich beispielsweise gegen Angreifer mit kurzer Doppeldeckung anwenden: Man drückt den Widersacher durch doppelten Handflächenstoß auf dessen Deckung nach hinten; hält dieser mit Druck dagegen, zieht man ihn ruckartig nach vorne unten und lässt weitere Techniken folgen (z. B. einen Ellbogenschlag; siehe „Proaktive Selbstverteidigung mit Wing/Tsun“, Kapitel 15). Ein Beispiel für das Zickzack-Prinzip mit Wechsel von unten nach oben: Ich übe durch Dschat Sao Druck nach unten auf den Bong Sao meines Gegners aus; sobald dieser gegenhält, also nach oben drückt, wechsle ich in einen Umfak.

Das Zickzack-Prinzip wird auch im GJJ angewandt; hier einige Beispiele: Bei Durchführung des Double Underhook Guard Pass (Lesson 36) bringt man aus der Guard-Position oben beide Arme unter die Beine des Gegners und lehnt sich mit einer Schulter mit ganzem Gewicht auf seinen inneren Oberschenken, während man sich mit der Hand an dessen diagonal gegenüberliegenden Schulter einhakt, und versucht dann, am Bein des Gegners vorbei in die Modified Side Mount zu gleiten. Wenn der Gegner mit dem belasteten Bein stark gegenhält, kann man unmittelbar auf die andere Seite wechseln und ihn gegebenenfalls damit überrumpeln. Ein weiteres Beispiel betrifft die Trap and Roll Escape (Lesson 1), bei der man unten in der Mount liegt (die ungünstigste Position). Gelingt es nicht, den Angreifer aus der Mount zu kippen, weil er gegenhält, kann man unmittelbar in die Elbow Escape (Lesson 12) wechseln und sich damit in die wesentlich günstigere Guard-Position manövrieren. Obwohl das Zickzack-Prinzip auch im Gracie Jiu Jitsu Anwendung findet, wird meines Erachtens im Gracie Combatives-Programm zu wenig darauf hingewiesen, als dass ein echtes Bewusstsein für dieses Prinzip geschaffen werden könnte.

 

Besser kämpfen im Stehen oder kämpfen am Boden?

Im Wing/Tsun und Freistil vermeiden wir möglichst das Fallen und damit den Kampf am Boden, denn unsere Stärke ist der Nahkampf im Stehen. Daher ist es für uns auch wichtiger, so genanntes Anti-Grappling zu trainieren (Modul 8 der Schülergradausbildung), also gegen einen Angreifer zu be-stehen, der uns zu Boden ziehen will. Mit Sicherheit ist das nicht immer einfach, und aufgrund dieses Wissens trainieren wir auch Bodentechniken, vor allem Escapes (Befreiungen), um möglichst schnell wieder in die Vertikale zu kommen. Beim Kämpfen stehen zu bleiben hat große Vorteile: Man hat bessere Möglichkeiten, gegen mehrere Angreifer zu kämpfen oder auch wegzulaufen und damit womöglich sein Leben zu retten. Geht man gegen mehrere Angreifer zu Boden, sinken die Verteidigungsmöglichkeiten drastisch. Für uns gilt also das Prinzip Besser kämpfen im Stehen. Das bedeutet auch, dass wir als Kampftechniken vor allem Schläge, Stöße und Tritte verwenden.

Im Gegensatz zu W/T bevorzugt ein GJJ-Praktiker es, den Angreifer zu Boden zu bringen und ihn dort mit Würge- und Hebelgriffen zu besiegen. Schlagen, so heißt es, berge die große Gefahr, selbst getroffen zu werden, da man sich, wenn man treffen kann, zumeist auch in der Reichweite des Angreifers befindet (siehe Lesson 7 und Intro Class, Slice 4). Letzteres ist natürlich richtig, aber eben dafür haben wir ja unseren diagonalen Fak Sao bzw. Biu Tze-Gegenangriff und unser Chi Sao. Ein weiteres Argument des GJJ ist, dass es schwer ist, einen Gegner k.o. zu schlagen (Intro Class, Slice 4). Auch das ist sicher richtig, vor allem bei wenig Training. Wing/Tsun und Freistil hat darauf zwei Antworten: den Complete Combat, d. h. es wird solange ununterbrochen (!) geschlagen, bis der Gegner besiegt ist (das kann viele Schläge, im Idealfall aber auch nur einen einzigen bedeuten), und zwar nach dem Motto „Lead with speed, follow with power“ („Bring dich mit schnellen Techniken in eine vorteilhafte Position und setze dann harte Techniken ein!“); und zweitens das Zielen auf Nervendruckpunkte, welches, wenn erfolgreich, die Chancen auf einen (unblutigen) Sieg stark erhöht.

 

Schnell siegen oder nicht verlieren?

Im GJJ ist es zweitrangig, wie schnell man einen Angreifer bezwingt. Entscheidend ist zum einen, dass man nicht k.o. geht, also nicht verliert. Und wer nicht verliert, gewinnt letzten Endes. Zweitens ist es sehr wichtig, dass man während des Kampfes Energie spart. Beherrscht man das, wird der Gegner früher als man selbst am Ende seiner Kräfte und damit leicht besiegbar sein, und zwar auch, wenn er größer und stärker ist (siehe Intro Class, Slice 4).

Wie im vorigen Kapitel muss auch hier angemerkt werden, dass es nur möglich ist, sich im Kampf Zeit zu lassen, wenn man nur einen Widersacher hat. Sobald ein zweiter oder weitere Angreifer in Erscheinung treten, kann man sich nicht auf einen langen Kampf einlassen (es sei denn, man einigt sich ritterlich auf einen Zweikampf, bei dem die anderen zuschauen und nach dem der Streit als entschieden gilt, ein auf der Straße eher unwahrscheinliches Szenario).

Im Gegensatz dazu gilt für einen W/T-Praktiker das Prinzip schnell siegen. Wir versuchen dies durch einen schnellen, intelligenten Gegenangriff – im Idealfall auf Nervendruckpunkte –  zu erreichen. Auch so spart man Energie, die man dann noch für eventuelle weitere Angreifer übrig hat. Selbstverständlich ist schnelles Siegen nicht einfach und erfordert viel Training, aber auch Jiu Jitsu muss man viel trainieren, um gut zu sein.

 

Schlussbemerkungen

Wir haben gesehen, dass viele wichtige Kampfkonzepte und Kampfprinzipien sowohl im Wing/Tsun und Freistil als auch im Gracie Jiu Jitsu angewandt werden, dass sie sich aber andererseits auch in einigen grundlegenden Punkten stark unterscheiden (siehe vor allem die letzten beiden Kapitel). Es ist anzunehmen, dass sich etliche dieser Konzepte auch in anderen Kampfkunstarten wiederfinden; denn Kampf hat zwar viele verschiedene Gesichter, aber auch viele Konstanten (z. B. die Anzahl der Gliedmaßen der Kontrahenten; den Willen, den anderen zu treffen und zu besiegen; das Bestreben, nicht getroffen zu werden usw.). Ich hoffe, dass ich durch die vorliegende Arbeit einen kleinen Beitrag zur Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden geleistet habe.

 

In meinen Augen ist das von Sifu Erwin Kastl unterrichtete Wing/Tsun und Freistil – gerade auch wegen seiner besonderen Konzepte und Prinzipien –  ideal für die Selbstverteidigung gegen alle möglichen Angriffe und Situationen geeignet. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all meinen Trainingspartnern bedanken, besonders bei Stephan, Robert und Alex, mit denen ich viel trainiert und gelernt habe. Ganz besonders möchte ich mich bei meinem inzwischen langjährigen Sifu Erwin Kastl für sein tolles Engagement bedanken; für seine dauernde Präsenz im Training; für seine durchdachten Hinweise und Antworten, die er immer parat hat; für seine DVDs und schriftlichen Beschreibungen der Programme, die eine enorme Bereicherung für uns Schüler darstellt; für die regelmäßige Durchführung von Lehrgängen in Taglaching sowie Lehrgängen mit Sifu Dr. Almeria; und insgesamt dafür, dass man immer das Gefühl hat, dass er uns das Beste vermitteln will.

 

Andreas Frühwirth, im Januar 2016

 

Torsten 2016

Torsten besteht die Prüfung zum zweiten Lehrergrad. Hier seine Arbeit zum Thema Sicherheit durch professionelles Denken und Handeln. Sehr gut sind auch seine Tips zu Verhalten nach einm Kampf. Wichtiger Hinweis: Die Arbeit wurde vor dem sogenannten Sylvesterskandal verfasst.

Sicherheit durch Denken und Handeln wie ein Bodyguard

Vor vielen Jahren war ich mit einer kleinen Gruppe von Personen  geschäftlich in Senegal..

Die Reise wurde von einer Agentur entsprechend vorbereitet um in den Zentren  geschäftliche Kontakte zu vertiefen, und  um SOS Kinderdörfer zu unterstützen. Eingeleitet wurde das ganze mit den üblichen Arztbesuchen in Deutschland. Aufklärung und Impfungen stand als erstes auf dem Plan. Wie viel Sicherheit vor Krankheiten war nötig. Natürlich das komplette Paket dachte ich, doch die Nebenwirkungen mancher Präparate waren dann doch als heftig beschrieben.

Es war also klar das ich für mich eine Risikoabwägung treffen musste. Welches Risiko wollte ich eingehen,, um mich vor Risiken zu schützen? Die Reise selbst verlief  ausgesprochen entspannt mit einer soliden Fluggesellschaft, wie geplant.

Doch im Land  musste man weitere Fortbewegungsmittel nutzen. Offen gesagt, in Deutschland hätte ich keines davon genutzt, sondern hätte mir was anderes besorgt.

Vor Ort gab es aber nur diese Möglichkeiten. Zweifelhafte Inlandsflieger, die man sich mit viel Bordwhisky sicher trinken konnte und Autos die Ihre besten Tage um 30 Jahre überschritten hatten. Jede selbstgewählte alternative war noch schlimmer. Also wieder eine Risikoabwägung und zwar spontan vor Ort. Denn natürlich wird man im Detail darüber nicht vorher informiert.

Die Geschäfte waren wie immer. Das schönste an der Reise waren die vielen Kinder in den Kinderdörfern. Sehr nett, sehr dankbar, und mit der richtigen Schulung eine große Hoffnung für das Land.

Brenzlig wurde es als ich auf langen Autofahrten durchs Land in kleinen Dörfern aus dem Auto fotografiert habe. Die Einheimischen, die das sahen, begannen zu schreien und mit Steinen aufs Auto zu werfen. Ein sehr mulmiges Gefühl, machte sich breit. Wäre das Auto stehen geblieben hätte ich für unsere Gesundheit ohne größere Geldleistungen nichts gegeben.

Sehr bedrückend war ein Besuch der Hafenanlagen die nur zum Abtransport der schwarzen Ware, von den Europäern gebaut wurden. Menschen wurden einfach als Sklaven geerntet oder getötet. Und das von der damaligen zivilisierten Welt. Der Mensch herrscht über den Menschen zum Schaden, wie schon die Bibel sagt.

Die letzten Tage verbrachten wir in St Louis der Hauptstadt von einst; Französisch-Westafrika.. Es gilt als das Venedig Afrikas und ist Weltkulturerbe. Die Leute dort leben von der Fischerei in ärmlichsten Verhältnissen. In der Stadt selber findet jährlich ein berühmtes Jazzfestival statt. Man fühlt sich dort in die Kolonialzeit zurückversetzt.

Eines frühen Abends gingen wir zum Markt um ein wenig zu schlendern. An einem Stand kaufte ich eine touristische Kleinigkeit.Es war  einiges los und viele Menschen auf dem Platz.

Plötzlich spürte ich etwas an meiner rechten Hosentasche . Ich langte nach unten und fühlte Finger in meiner Tasche. Interessanterweise dachte ich nichts weiter sondern schickte einen scharfen rechtem Gan Sao nach unten. Das andere Ende der Finger schrie auf. Ein junger Mann der direkt hinter mir war. Automatisch ging ich in den Zaun, unsere notwehrgerechte Vorkampfstellung. Arme nach vorne, Kampfstellung, mich drehend.

Einige junge Leute und entsprechende Hände, entfernten sich von meinen Mitreisenden, die jetzt erst ihre schon geöffneten Taschen bemerkten, und gingen bedrohlich auf mich zu , um dann doch wegzurennen. Und ich stehe noch in Vorkampfstellung während die Taschendiebe wegrennen. Mein Handeln war automatisch, und der Spuk war vorbei bevor er anfing.

Das war zu der Zeit als ich mit WT begann, und damals gehörte der Zaun noch zu meinen gefährlichsten  Techniken.

Ich wurde in Afrika und dann zurück in Deutschland entsprechend als Held gefeiert.

Das ließ ich mir natürlich sehr gern gefallen. Aber war ich wirklich der Held in dieser Situation. Standen mir diese Lorbeeren zu?

Viele Jahre vorher, war ich mit Begleitung in Jugoslawien im Urlaub. Das erste Mal. Arbeitskollegen hatten mir das Land empfohlen. Und da diese sehr nett und kollegial waren ließ ich mich gerne darauf ein. Besonders gefiel mir der  berühmte Markt in Zadar, wo ich meinen ersten schwarzen Gürtel erstand. Trotz Handelns war er zu teuer. Heute erinnert mich das an die Gürtelpreise mancher WT Schulen. Ich trage ihn heute noch.

Der Nationalpark Plitvicer Seen war sensationell. Seit 1979  Weltkulturerbe. Eine kleine Seenwelt in sich, kaskadenartig angeordnet mit vielen Wasserfällen und Höhlen.

Einer der größten Parks des Landes und der schönste allemal. Ein sehr schöner Urlaub.

Im selben Jahr begann ein Krieg in genau diesem Land, von dem wir dann alle  in den Nachrichten Kenntnis nahmen, und der viele Flüchtlinge brachte.

Warum auch immer , Bevölkerungsgruppen eines Landes, wie z.B Sachsen und Bayern bekriegten sich.Normalerweise hat man zu solchen dingen  keinen bezug, Krieg ist ja immer irgendwo. Da ich jedoch kurz vorher da war hatte ich einen bezug, und für mich ungeheuerliche Dinge spielten sich ab. Nachbarn die jahrelang  Ihre Häuser nebeneinander hatten, töteten sich oder vergewaltigten ihre Frauen. Sogar meine Arbeitskollegen die viel zusammen unternahmen, bei Betriebsproblemen immer zusammenhielten und sich auf jugoslawisch absprachen veränderten sich. Sie mochten sich nicht mehr, mobbten sich.

„Wenn ich zuhause wäre würde ich ihn töten“ sagte einer zu mir. „Die haben uns immer nur unterdrückt“. „Davon habe ich aber die letzten Jahre nichts gemerkt, als Ihr zusammen gefeiert habt. Dieselben Freunde, dieselbe Arbeit, derselbe Lohn, und jetzt hasst Ihr euch?“

Später hörte man von Massakern, und der Naturschutzpark wurde komplett vermint.

Damals wurde mir schlagartig bewusst, das Gewalt und Hass ohne direkten Zusammenhang mit den Handelnden  Personen entstehen können. Das nur durch Gruppenzwang, wegen religiöser, kapitalistischer, weltanschaulicher Doktrin  Handlungen entstehen die ein Einzelner überhaupt nicht möchte. Aber trotzdem zum Mittäter wird. Mir wurde klar dass ich die Kollegen nie gekannt habe. Bis heute möchte ich dort nicht mehr hinfahren.

Seit dieser Zeit ist nichts wirklich besser geworden. International sind immer mehr Konflikte entstanden die sich inzwischen auf meine und die Sicherheit meiner Familie in Deutschland auswirken. Im Deutschland selber werden durch den sogenannten freien Markt immer mehr Menschen ausgegrenzt. Gesellschaftlich und Örtlich. Einige davon beschließen sich zu holen was sie möchten. Wer will schon ein Loser sein.

Die Aggressivität im zwischenmenschlichen hat stark zugenommen. Wenn man heute jemanden niederschlägt, tritt man Ihm noch ein paarmal gegen den Kopf. In den Grosstädten sind sogenannte No Go Areas enstanden, in die selbst die Polizei nicht mehr ohne besonderen Schutz und dann auch nur noch in Gruppenstärke geht.

Und dazwischen bist Du und ich. Menschen die einfach nur in Frieden leben wollen, mit der Familie. Nachdem Ruhe die erste Bürgerpflicht ist wird versucht den Bürger über viele dieser Dinge im unklaren zu lassen. Vor kurzem erst leugnete eine Ministerpräsidenten, das es Bereiche im Ruhrgebiet gibt, in die sich Polizisten nicht mehr trauen. Maxloh in Duisburg ist so ein Gebiet, in dem eine Parallelgesellschaft entstanden ist. Der Berliner Ex-Stadtteil Bürgermeister Buschkowsky findet  in Talkshows immer sehr ehrliche Worte was Berlin Neukölln betrifft. Oder Hamburg Billstedt, der Kölner Berg, Leipzig Eisenbahnstrasse und andere. Auch München Neuperlach war so ein Brennpunkt, der inzwischen durch massive Prävention als nicht mehr so schlimm gilt. Es wurde Geld in die Hand genommen für Sozialarbeit und Kultur.

Die Sicherheitsindustrie ist hier als einzige ehrlich, denn sie nutzt diese Zustände fürs Geschäft. Der Chef einer Firma die gepanzerte Wagen herstellt, freute sich über besonders viele Aufträge in 2015. Interessant war seine ehrliche Analyse: In Griechenland werden diese Autos zur Zeit viel bestellt. Wegen der zunehmenden Arm und Reich Schere fürchten sich die vermögenden Griechen und bestellen jede Menge gepanzerte Autos“ so seine Worte.

Die Frage ist nun :

Wie kann ich mich und meine Familie davor schützen, Opfer von Gewalt zu werden.

Und zwar auch ohne gepanzerte Autos und externes Sicherheitspersonal. Auch in Anbetracht der massiven Personalkürzungen bei der Polizei. Die Versicherungsbranche boomt.

Alle Versicherungen die gegen Unglücke  angeboten werden haben aber einen  entscheidenden Nachteil. Sie zahlen erst wenn dass Unglück geschehen ist. Und dann nicht immer. Doch sie zahlen kaum für die entstandenen körperlichen Schäden und so gut wie nie für die seelischen. Natürlich will man den Teufel nicht an die Wand malen. Und im bayrischen Umland sind die Verhältnisse anders als in Berlin. Panik und Aktionismus ist nicht angebracht. Aber ein realistisches  wahrnehmen seiner Verantwortung.

 

Was ist das wichtigste das wir besitzen?

Gesundheit!  Die eigene und die der Familie.Gesundheit ist eine Grundlage von Zufriedenheit und Arbeitskraft. Und so wie man für alles eine kleine Vorsorge hat, z.B. Feuermelder oder Airbag, ist es sinnvoll auch eine Sicherheitsvorsorge gegen Gewalttaten zu treffen. Wenn es um die eigene Vorsoge geht ist man oft nachlässig oder zu extrem. Die Reise durch unser Leben erfordert jedoch die gleiche Aufmerksamkeit und Planung wie die Reise in ein fremdes Land. Deswegen engagieren  Firmen Fachleute, um ein Sicherheitskonzept zu erstellen.

Die gleiche Überlegung ist natürlich auch in diesen Zeiten für meine Familie angebracht.

Es geht um ein Sicherheitskonzept für mich selber und die Personen die zu meiner Familie gehören. In erster Linie steht der Schutz der Gesundheit. Nachgeordnet ist der Schutz des materiellen Besitzes.

 

Beim Personenschutz für mich und meine Familie sind es zwei  Punkte.

Schutz vor Körperlicher und Psychischer Gewalt.

Denn beides gefährdet das wichtigste was wir haben die Gesundheit, und damit die Möglichkeiten am Privat -und  Arbeitsleben  nach eigenem Ermessen teilzuhaben.

 

Ein Bodyguard Konzept könnte folgendermaßen aussehen.

Schutz der Personen gegen Übergriffe aller Art.

Sicherheitskonzept für die Wohnung.

Sicherheitskonzept für die Betriebsmittel der Familie.

Kommunikationskonzept um Schwachstellen zu erkennen und zu bearbeiten.

Besondere Vorkommnisse vorab zu planen und Reaktion darauf festzulegen und zu üben..

Diese Punkte bespreche ich hier natürlich aus meiner Sicht. In der zur Verfügung gestellten Literatur von Sifu Kastl (Newsletter oder Broschüre) sind viele Informationen zu diesem Thema zu finden.

 

Schutz der Personen gegen Gewalt und Übergriffe.

Körperliche Gewalt und Psychische.

Das Thema ist hier Mobbing, in der Schule oder am Arbeitsplatz, oder durch ein anderes Umfeld. Wenn man sich nicht gruppenkonform verhält kann Mobbing die Folge sein.

Mobbing im Internet führte schon zu mehreren Selbstmorden bei Jugendlichen.

Die Eltern waren sich der Probleme oft nicht bewusst. Es genügt hier schon eine falsche Frisur und man bekommt einen sogenannten Shitstorm. Internetforen sind heute ein Tummelplatz für geistige Gewalttäter. Warum spielt keine Rolle, es ist so und man muss sich schützen. Mobbing am Arbeitsplatz ist heute bei Personalumstrukturierungen die Regel.

Als Beispiel dienen hier die Schleckerfrauen. Es gibt viel zu lesen über das Thema Mobbing, es gibt Beratungsstellen und Hilfen die man in Anspruch nehmen kann.

Aber das wichtigste gegen Mobbing ist eine intakte Familie und ein intaktes Umfeld. Die Familie und das positive Umfeld ist das wichtigste um psychisch gesund zu bleiben und keinen Schaden durch Mobbing zu nehmen. Und hierbei sind gemeinsame Familienaktivitäten die den Zusammenhalt fördern unerlässlich. Wenn sie weiteren Nutzen bringen umso besser.

Eine sehr schöne Möglichkeit bietet hier der Wing Tsung unterricht  in den Schulen von Sifu Kastl. Ich war schon in anderen Sportvereinen und habe das nie so gesehen, wie z.B. in Taglaching.

In welchem Sportverein können Mädchen und Jungen, gleich welchen Alters , mit den Eltern zusammen professionell Sport betreiben. Im Fußballverein? Im Boxverein? Beim Jiu Jitsu?  OK beim Minigolf  vielleicht. Ich möchte nur meine Beobachtungen schildern, da sie mich begeistern.Gerade in  Taglaching trainieren viele Familieangehörige zusammen. Von jedem Alter sind immer einige Leute zum Training da. Jugendliche  und Kinder können unter sich trainieren oder mit Erwachsenen, immer im gleichen Raum wie die Eltern. Jedes Familienmitglied macht sein gewähltes Programm und trotzdem ist die Familie zusammen.

Kinder lernen sich gegen gleichaltrige und Erwachsene zu wehren. Man hat den selben Weg zum Hobby, und auch immer etwas zu reden als Familie. Selbst wenn man sich zuhause streitet , üben kann man ja zusammen. Ich halte nichts davon für jedes Alter  eigene Klassen zu machen die getrennt von den anderen trainieren. Und wenn ein Kind mal alleine kommt findet sich auch immer jemand der mit Ihm zusammen trainiert.

Eine Familiengemeinschaft die regelmäßig zusammen aktiv ist, mit Spaß und Lachen , auch mal mit Verbissenheit und Schweiß, dabei immer lernend und sich bei den Ungelenkigkeiten und Schwächen zuzusehend,entwickelt ein gutes eigenes Gemeinschaftsgefühl.

An so einer Familie prallt Mobbing von außen ab. Es lässt sich nicht verhindern aber es schädigt nicht mehr im bekannten Ausmaß. Gerade auch wenn die Familie an Kommunikation verliert, warum auch immer, sind gemeinsame neutrale Tätigkeiten wichtig.

Natürlich bekommt man beim Wing Tsun auch die Reale Selbstverteidigung gelehrt. Jedes Mitglied der Familie lernt sich auf seine Weise zu schützen, und wird dadurch selbstsicherer und umgänglicher. Besonders auch das Verantwortungsbewusstsein für das gegenüber und die eigenen Aktionen wird beim Wing Tsun geschärft. Auch die Kondition und die körperliche Gesundheit  wird gestärkt. Denn körperliche Krankheiten sind viel häufiger als gewalttätige Übergriffe. Familienangehörige die zusammen oder getrennt gemeinsam trainieren, können immer sehen wie es dem anderen geht. Hubschraubereltern werden unnötig, Vertrauen wächst.

Es gibt  Bedrohungen, wie viele Arten von Mobbing, die schwer zu verhindern sind.

Doch ein gutes Familien oder Gemeinschaftsimmunsystem hilft den größten Schaden abzuwenden. Für alle weiteren Gefahren gilt etwas , was Sifu Kastl in jedem Sicherheitsbriefing herausstellt.

 

ABSTAND ZUR GEFAHR.

Letzten Endes mit dem Zaun und Bewegung. Anfänglich mit Vorausplanung.

Abstand zur Gefahr ist immer das beste Sicherheitskonzept. Was tut ein Bodyguard mit seiner Zielperson beim geringsten Anzeichen von Gefahr. Er bringt sie aus der Gefahrenzone. Er zeigt nicht wie gut er kämpfen oder sonst was kann, sondern wie gut er wegbringen kann.

Und damit das überhaupt nicht nötig wird analysiert er vorher schon Gefahrenpunkte und eliminiert sie. Er überprüft, wo Gefährdungen auftreten könnten. An welchen Ort möchte man gehen, welchen Weg nimmt man, wie kommt man hin, wer ist dort, und gibt es Hinterausgänge? Denk bitte nicht das wäre übertrieben.Eltern machen das dauernd bei ihren Kindern , auch wenn sie es nicht zugeben.

 

Der  wichtigste Punkt um sich gegen Übergriffe oder unliebsame Situationen zu schützen ist also Aufmerksamkeit. Davor, dabei, und nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

In einem professionellen Personenschutzkonzept sind oft mehrere Bodyguards tätig.

Jeder dieser Personenschützer hat einen eigenen Bereich im Blickfeld, und über Funk wird ständig der Sicherheitsstatus dem Koordinator vor Ort gemeldet. Ein kompletter Bereich, aus dem Gefahr droht kann so abgesichert  werden.

Davon kann man viel lernen. Von 100 %  direkter Umgebung nehmen wir nur höchstens 5 %aktiv wahr.Die restlichen Prozent werden ausgeblendet. Das ist auch gut so, denn sonst könnten wir vor lauter Informationen keine Strasse überqueren. Was hat mein Nebenmann für ein Rasierwasser, nach welchem Essen riecht es hier , welche Werbung ist auf dem Bus, was redet die Gruppe dort drüben. In dem Moment konzentriere ich mich auf das Verkehrsaufkommen in meiner Nähe und auf die Ampel. Das genügt um die Strasse sicher zu überqueren. Spezialkräfte lernen in Ihrer Ausbildung mehr wahrzunehmen. Und zwar ungewöhnliche Dinge. Das kann man wie ein Mentalist lernen. Gerüche, Lichtverhältnisse, Stimmungen, eigene und von Anwesenden, besondere Kleidung und so weiter..

Sie lernen daraus, ein stimmiges Bild zu erstellen um sofort zu erkennen was nicht in dieses Bild passt.

Das zugrunde liegende Prinzip kann man sehr gut bei „Man in Black“, Teil 1 erkennen, beim Eignungstest von Will Smith. Indikator ist nur ein Gefühl, das etwas nicht mehr passt oder das mir etwas nicht mehr gefällt. Oder das ich mich unwohl an einem Ort, mit einer Person, oder in einer Umgebung fühle.  Dieses Gefühl hat jeder Mensch als Schutzreflex  schon in sich angelegt. Es gibt unzählige Versuche und Studien zu diesem Thema. Jeder Mensch kann die soziale Kompetenz eines anderen zu ca. 70% richtig einschätzen. Nur durch Körpersprache und Mimik. Kleidung und Ihr richtiges Verhältnis zur Umwelt gehören auch dazu (siehe Will Smith). Deswegen machen mir bei vielen Demos Punker keine Angst, dafür aber einzelne Rentner. Verblüffenderweise wird diese Einschätzung innerhalb von hundert Millisekunden fest getroffen, und ändert sich dann kaum mehr. ( Studio von Alex Todorov, 2005, Princeton Universität)

Unabdingbar für dieses Bauchgefühl ist eine normale Gefühlsbasis. Das heißt einfach, wer relativ normal aufgewachsen ist, mit relativ  normaler Familie und Freunden hat das automatisch. Das für Jugendliche die Eltern spiesig und peinlich sind ist z.B normal.

Psychopaten und Psychologen haben es in der Regel nicht mehr. Ein Beispiel für gestörte Wahrnehmung: Ich war in Berlin mit Businessanzug, Krawatte und Rollkoffer unterwegs. Kurz vorm Hackeschen Markt auf dem Gehweg  wollte in ein Starbuck Cafe. Plötzlich schnauzt mich ein  junger Mann von der Seite an, offensichtlich nicht deutscher Herkunft.

Sehr Aggressiv und bedrohlich. Was das soll, er wird mir gleich zeigen wo es langgeht.

Bloß weil er Ausländer sei braucht man ihn nicht so zu behandeln. „Was hälst du deine Tasche wenn du an mir vorbeigehst, ich bin kein Dieb, du Arschloch.“

Nachdem er sehr aggressiv auf mich zukam, platzierte ich den Rollkoffer zwischen uns machte mit der anderen Hand einen Zaun, sagte irgendwas und verschwand im Coffeeshop, wo uns dann die Tür trennte. Ich hab mir auf dem Weg zum Starbuck an die Tasche gelangt um zu sehen ob ich mein Geld dabei habe. Der vorgefrustete junge Mann hat das offensichtlich falsch interpretiert, wahrscheinlich auch, weil ich im Anzug sowieso auf Ihn herunterschaue.

Ähnlich ist es bei der Ansprache;“ was schaust du mich so blöd an“, oder „machst Du meine Freundin an? “ Logische Erklärungen sind nun fehl am Platz. Man sagt einem wilden Stier ja auch nicht, das Tuch wäre eigentlich gar nicht rot sondern grün und man wäre auch nur zufällig vor Ort. Wie schon Großmeister  Kernspecht sagte : Ein kurzes Tut mir leid, hab sie verwechselt“ ist die einzige Antwort bevor man seinen Platz wechselt. Das normale Bauchgefühl ist also ein wichtiger Schutzschild. Leider lernen wir, uns zuviel anzupassen, Gefühle zu unterdrücken, uns zusammenzureißen. Dabei wird das Bauchgefühl, unser Schutzreflex zerstört.

 

Ich sitze in einem Lokal, neue Besucher kommen herein, die mir ein unsicheres Gefühl geben.

Was tun, wachsam werden, gehen, bleiben? Sie verschwinden in einen Nebenraum?

Mein ungutes Gefühl verstärkt sich dabei? Laute Worte die ich nicht verstehe dringen aus dem Raum. Was tun, wenn ich allein bin? Oder was in Begleitung? Was würde mein Bodyguard tun?

 

Ich stehe am Bahnsteig und einige Männer beginnen sich lautstark zu streiten.

Näher kommen und zusehen, oder Abstand halten? Am Eingang eines Parks stehen in der Dämmerung Jugendliche tuscheln und trinken Wodka. Durchgehen oder einen Umweg nehmen? An einem Ort den ich nicht kenne gibt es an einer Rolltreppe ein großes Gedränge.

Ich hab es eilig, mitdrängeln oder abwarten bis es frei ist und dann weitergehen? Man kann sich auf viele Arten entscheiden.

 

Ein Bodyguard nur auf eine Art.

Er würde niemals sagen wir gehen durch den Park, ich hab ja eine Kampfausbildung.

Weil es nur um die Sicherheit des Klienten geht und nie um sein Ego. Und er weiß das über 90% aller gewaltbereiten Jugendlichen ein Messer bei sich tragen.

Jeder der hier angeführten Fälle zog ein Gewaltverbrechen nach sich.

Und Gedränge an Rolltreppen werden oft für Taschendiebstähle inszeniert.

Als ich in Berlin über den belebten Platz an der Gedächtnisskirche ging, wurde ich von einem unscheinbaren älteren Herrn angesprochen. Er sagte mir ich solle acht geben weil hier einige Taschendiebstähle begangen wurden. Das war ungewöhnlich also behielt ich ihn im Auge und sah aus einiger Entfernung das er noch mehr Passanten ansprach. Und jeder, so auch ich, langte sich sofort und unbewusst an die Tasche in der die Wertsachen waren. Der Mann war also ein Lockvogel, für die Taschendiebe, die nun wussten wo sich hinlangen müssen.

 

Das Bauchgefühl ist der wichtigste Indikator für aufkommende Probleme, die man nicht vorhersehen kann.

Und besonders wenn ich Schutzbefohlene dabei habe sollte ich ihm Folge leisten, auch wenn die anderen das nicht verstehen. „ Ich will aber jetzt auf die Party“, oder „wir müssen doch zu dieser Demo“. Anders ist es wenn ich bewusst ein Risiko eingehe, weil ich denke ich kann es einschätzen. Wenn ich mich zum Beispiel auf dem Oktoberfest betrinke und dann nach Hause wanke, oder meinem Rausch auf dem Bavariahügel ausschlafe. Hier setze ich mich  bewusst einer erhöhten Gefahr aus, Opfer zu werden. Oder wenn ich auf eine Party gehe und weiß, daß dort Drogen  konsumiert werden. Oder exzessiv Alkohol, besonders wenn ich einige Anwesende nicht kenne. Jeder weiß das Alkohol und Drogen ein Aggressionsverstärker ist.

Deswegen bestimmt man in einer Gruppe ja immer einen Bodyguard. Einen der nicht trinkt weil er die anderen sicher nach Hause bringt und der auch auf die Getränke von denen achtet die nicht am Tisch sind. Der auch sofort reagiert, wenn sich einer der Gruppe plötzlich, kognitiv komisch verhält. Der auch weiß wo, die Security steht. KO Tropfen mit anschließender Schnellvergewaltigung auf der Toilette ist ein Polizeiklassiker. „Mir ist schwummrig ich brauch schnell frische Luft“ Ja aber nicht allein. Ich treffe hier bewusst die Entscheidung das Risiko zu tragen und es zu verwalten.

 

Umgebungsaufmerksamkeit lässt sich trainieren, indem man z.B. Bodyguard spielt..

Das spielerische scannen der Umgebung macht auch mit Kindern großen Spaß.

Ich sehe was, was Du nicht siehst. Wer entdeckt die meisten Taxis, und wo sie stehen?

Wer entdeckt die meisten Kameras? Wer einen Polizisten sieht hat 100 Punkte. Ein Notausgang bringt extra Punkte. Gerade in U- und S-Bahnen und Bahnhöfen ist es sehr wichtig, die Kameras schnell zu sehen. Mit ein wenig Übung klappt das ganz gut. Stell Dir vor eine Gruppe junger Männer bedrängt dich im U Bahnhof in der Nacht, oder beim warten auf den Bus. Du machst einen Zaun und weichst zurück. Und jetzt könntest Du sagen;“ Lasst mich in Ruhe, ich bin herzkrank und sterbe bei einem Angriff. Dann kommt Ihr alle  für 9 Jahre ins Gefängnis. Die Kamera über mir hat euch schon alle aufgenommen.

Das war taktische Kriegsführung: Verbal und Du hast dich zur Kamera hin bewegt weil du ihren Standort kennst. Ich zeige daß ich kein Gegner bin und nur Probleme bringe. Die Beweise sind auch schon gesichert. Aus dieser Haltung oder Ablenkung heraus kann ich natürlich  auch proaktive Selbstverteidigung betreiben. Beim weiteren Nachhauseweg muss ich natürlich besonders umsichtig sein. Aufmerksamkeit auf örtliche Gegebenheiten, wie z.B. Kameras, und Taxistände oder Notausgänge bringen immense Sicherheitsreserven. Wer im Hotel kurz den Weg zum Notausgang oder gangbare Fenster checkt, hat im Falle eines Brandes oder anderer Probleme schon ein großes Sicherheitspolster. Wenn meine Familie mich begleitet, wäre es sogar fahrlässig das nicht zu tun. Allerdings macht es ja auch Spass, einen Brand zu simulieren und sich von den Kindern retten zu lassen. Dann kennen Sie den Weg. Das gleiche gilt für große Veranstaltungsorte, wie z.B. Fußballstadien, Freizeitparks oder Schwimmbäder usw.

Natürlich auch wenn man ein Land oder eine Stadt besucht und übers Internet bucht. Also die Örtlichkeit nicht persönlich kennt. Es schadet nie über Google die Gegend nach Brennpunkten zu checken. Und bei Ländern über die Seite des auswärtigen Amtes. Das schönste Hotel nutzt nichts, wenn es in Berlin Neuköln steht. In der Hotelbeschreibung steht nicht, daß die Gegend von der arabischen Mafia  beherrscht  wird.

 

Wir lernen WT um uns und die Familie zu schützen.

Warum also nicht Aufmerksam sein und die Gefahren vor dem Problem erkennen. Ein weiterer  Punkt bei Umgebungsaufmerksamkeit ist natürlich das Handy und der Kopfhörer.

Das Telefonieren oder Internetschauen oder whatsappen nimmt so gut wie die komplette Aufmerksamkeit in Anspruch. Dazu gibt es einschlägige Untersuchungen.

 

Zur erweiterten Sicherheitsplanung gehört auch, das Verhalten nach einer körperlichen Verteidigung zu planen.

Ich habe mich verteidigt, jemanden niedergeschlagen oder massiv außer Gefecht gesetzt. Das Wichtigste wäre, zu verschwinden, besonders in Problembezirken. Wenn in gewissen Bezirken die Polizei erscheint, um jemanden zu checken, erscheinen sofort jede Menge Leute die die Polizei angreifen. Warum sollte es dir besser gehen. Nach einem Konflikt verlässt man die Örtlicheit. Es geht um den Schutz der Gesundheit. Nach jedem aggressiven Angriff gegen uns, ob erfolgreich verteidigt oder nicht, sind psychische oder körperliche Folgeerscheinungen  zu erwarten. Das ist die Regel. Sogar Helden im Film brauchen da erst mal einen Schnaps. Sehr viele tapfere ausgebildete Soldaten haben Albräume und benötigen Hilfe nach den Einsätzen.

 

Es können als Folge Panikerscheinungen, Unruhe, psychisch ausgelöste Folgerkrankungen oder Schlaflosigkeit entstehen. Sogar erst wesentlich später durch etwas anderes ausgelöst.

Die Fachliteratur bestätigt, daßs so ein Schockmoment  immer Folgen hat. Das bedeutet zuerst; wenn man nach der Auseinandersetzung verschwinden kann, geht man. Desweiteren geht man am nächsten Tag zu einem Facharzt für Psychatrie. Dem schildert man nun Angstzustände und Panikattacken, Orientierungslosigkeit, Unruhe und Schlaflosigkeit als Folge eines Überfalls. Und das man dringend ein Medikament benötigt weil die Zustände anhaltend und nicht auszuhalten sind. Auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist nötig.

 

Ob und wann man danach mit einem Anwalt oder allein zur Polizei geht, ist liegt im eigenen ermessen. Aber nähere Einlassungen sind in dem Zustand und unter Medikamenteneinfluss nicht möglich. Man könne nur angeben, daß man überfallen und geschädigt wurde, und erstattet Anzeige. Wenn man sich nicht entfernen kann vom Ort des Geschehens, bestellt oder reklamiert man einen Krankenwagen oder Notarzt zuerst für sich selber. Panik , Angst und Herzrasen, das heißt Verdacht auf Herzinfarkt sind die Gründe. Bei der Bestellung des Krankenwagens, oder gegenüber der Polizei, gibt man nur an, man sei überfallen worden, hätte sich gewehrt, wie weiß man selber nicht mehr, und könne nun nicht mehr atmen und hätte große Herzschmerzen. Wenn nur die Polizei da ist, besteht man auf einen Arzt, aus genannten Gründen und ist nicht in der Lage näheres zu sagen oder sich zu bewegen. Der Kreislauf ist zusammengesackt. Das ist nichts konstruiertes, sondern eine reelle Vorsichtsmaßname vor Folgekrankheiten. Natürlich wird das dann offiziell protokolliert, was nur von Nutzen sein kann. Auch in bezug auf Schadenersatzforderungen aufgrund von körperlichen oder psychischen Verletzungen, von beiden Seiten. Bei Folgererscheinungen wie z.B. Arbeitsunfähigkeit, ein neues Gebiss, etc.

Im Fall Brunner, starb der Helfer nicht an den Schlägen der Täter, sondern am Herzinfarkt, ausgelöst durch den Schockstress der Auseinandersetzung...

Zu einem Sicherheitskonzept, so wie es von einem Bodyguard erstellt werden würde, gehören also viele Facetten. Nur ein Teil davon wäre Selbstverteidigung durch unser WT.

 

Unsere Zeit verlangt nach mehr Aufmerksamkeit.

Meine früheren Kollegen aus Jugoslawien wurden plötzlich zu militanten Feinden. Ich habe es nicht verstanden, aber es war so. Ähnliches ist auch heutzutage auch woanders zu beobachten

 

Besprechen wir noch ein Fallbeispiel aus München.

Jeder kann hier eigene Schlussfolgerungen ziehen. Was würde ich tun? Und was würde mein Bodyguard tun? Folgendes trug sich laut Tageszeitung vor etwa 3 Jahren in München Blumenau zu: Auslöser des Streits war ein Fußballspiel. Eine Gruppe von etwa 8 bis 10 männlichen Jugendlichen hatte sich laut Polizei am Montag gegen 17:40 im Innenhof eines Einkaufszentrums zum Kicken verabredet. Sie standen dabei im Kreis und spielten sich den Ball zu. Einer der Beteiligten schoss den Ball dann gegen die Scheibe eines Cafes.

Dadurch fühlte sich ein etwa 70 Jähriger Gast des Cafes belästigt. Er hob den Ball auf und forderte die Jugendlichen auf, doch auf einem nahe gelegenen Bolzplatz weiter zu spielen.

Einer der Jugendlichen rief zurück der Mann solle den Ball wieder hergeben und sich nicht einmischen. Die beiden sollen sich dann „ Nase gegen Nase“ gegenüber gestanden haben.

Ein 34 jähriger Rettungssanitäter war privat mit seiner Frau und seinen Kindern im Einkaufszentrum unterwegs und beobachtete die Situation. Er nahm dem älteren Herrn den Ball ab, gab ihn den Jugendlichen zurück und forderte sie auf, doch woanders zu spielen.

Daraufhin entbrannte ein zunächst verbaler Streit mit einem etwa 20 Jahre alten, rund 2 Meter großen Mann aus der Gruppe. Die Situation eskalierte, die Kontrahenten hielten sich gegenseitig fest und schubsten sich. Dann mischten sich mehrere Jugendliche aus der Gruppe ein. Sie um umzingelten den 34 jährigen. Einer hielt ihn von hinten fest und der etwa 20 jährige verpasste ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Der Sanitäter ging in die Knie, worauf er von allen Seiten, Schläge in Bauch, Rücken und gegen den Kopf abbekam. Zeugen verständigten die Polizei. Als die Täter dies mitbekamen ließen sie von Ihrem Opfer ab und flüchteten. Der Münchner erlitt Prellungen, Schwellungen und Abschürfungen am Kopf, und kam zur ambulanten Behandlung in eine Klinik.

Seine Familie blieb unverletzt, musste aber schockiert den Vorfall mit ansehen. In einer Sofortfahndung schnappte die Polizei einen 15 jährigen Schüler und einen 18 jährigen Arbeitslosen. Zudem verdächtigt die Polizei einen 17 jährigen Intensivtäter. Alle drei sind zuvor bereits polizeilich aufgefallen. Die anderen Beteiligten hofft sie, durch Zeugen aufzuspüren, ebenso wie den etwa 70 jährigen dessen Identität bisher ungeklärt ist. Soweit der Bericht. Folgende Informationen sind noch nötig.

Das Einkaufszentrum besteht aus ebenerdigen Geschäften die in einem Quadrat angeordnet sind in deren Mitte sich eine kleine Grünfläche befindet. Ca 20 auf 20 Meter. Die Hälfte der Geschäfte steht leer, Das Einkaufszentrum ist trostlos und steht in mitten von alten Wohnblöcken. In dem kleinen Viertel hat die Polizei überdurchschnittlich viele Einsätze .

Jedem, der dort wohnt, sind die kleinkriminellen Zustände bekannt. Jemand der dort nicht wohnt, geht dort nicht einkaufen, oder er weiß Bescheid von den Anwohnern, die er besucht.

Ca. ein Jahr vorher wurde in dem Cafe ein Racheakt verübt, bei dem es einen Messertoten gab

In der Zeitung stand, daß viele Migrantenfamilien trauerten.

 

Was hättest Du getan, wenn du die Situation beobachtet hättest. Tatsache ist das die jungen Männer sich von dem 70 jährigen gedemütigt fühlten. Ich denke, es hätte sie aber nicht befriedigt, einen Opa zusammenzuschlagen. Er wäre vielleicht gestoßen worden. Aber die Wut der Männer entlädt sich bei dem nächsten der jetzt noch kommt. Die Polizei rät, in so einem Fall zu rufen „daß die Polizei schon informiert ist“. Dann würden die meisten Straftäter flüchten. Naja, ausser in No go areas.

Es gab vielleicht ein Zeitfenster, in dem ein geübter Schlichter hätte eingreifen können.

So wie es der Sanitäter auch getan hat. Dem älteren Herrn den Ball abnehmen, zurückgeben. Und dann mit dem 70 jährigen im Sicherungsgriff sofort zurückziehen, ohne das einer der Aggressoren sein Gesicht verliert.

Dabei ist aber oft  das größte  Problem der Schutzbedürftige. Meine eigene Erfahrung ist

Man geht dazwischen um jemanden zu helfen, oft  einer Frau, gegen einer starken Aggressor. Sobald man dazwischen steht und schlichtet, beginnt der Gerettete nun seinerseits den Angreifer zu beschimpfen. Über die Schulter des Retters. Plötzlich steht man zwischen beiden und denkt sich, „hätte ich nur nie eingegriffen“. Das Verhalten des 70 jährigen lässt auch darauf schließen. Interessant ist, daß er sich aus dem Staub gemacht hat, anstatt der Polizei als Zeuge zugunsten seines Retters zur Verfügung zu stehen. DerWeise sagt: Wer sich zwischen streitende Hunde stellt wird gebissen .

Ein Bodyguard hätte zuallererst Dich und Deine Familie in Sicherheit gebracht. Danach die Polizei gerufen. Dann hätte er aus sicherer Entfernung auf baldige Polizeipräsenz hingewiesen. Vielleicht sogar einen Feueralarm ausgelöst. Dann hätte er seine Bewaffnung geprüft, weil er weiß, das jeder der Aggressoren ein Messer hat. Und dann eventuell den 70 jährigen in Sicherheit gebracht. Und zwar im aktiven Rückzug wie es Sifu Kastl unterrichtet.

Aber wahrscheinlich hätte ein Profi gegen die Übermacht aus der Entfernung agiert.

 

War der Sanitäter egoistisch, gegenüber seiner Familie? Aus seiner Sicht nicht, doch mit psychischen Folgeschäden seiner Familie ist zu rechnen. Eventuell mit Umzugskosten wenn die Familie in der Gegend nun gemobbt wird oder nicht mehr Leben kann. Die in Kauf genommen Verletzungen des Ernährers hätten weitreichende Folgen haben können. Bis zum Tod durch Schlag oder Stichverletzung.

Viele Münchner Beispiele zeigen das. Unter anderem auch die gesundheitlichen  Folgen wenn man zusammengetreten wird. Arbeitsunfähigkeit durch Operationen, Dauerschmerzen und Psychologische  Traumata. Das bedeutet in der Regel Sozialhilfe für die Familie. Und davon ist dann auch jede Zahnspange, und jeder Schulausflug betroffen, die zukünftige Berufsausbildung oder das  geplante Studium der Kinder, und natürlich die Gegend in der man sich nun eine Wohnung leisten kann. Pessimistisch? Nein real.

 

Der Münchner Fall um Domenico L. zeigt das sehr eindringlich. Ein Italienisches Paar, Ende 20, radelte im Sommer 2013, in München an der Isar entlang. Der Mann radelte etwas voraus. Sie radelten an einem ca. 35 jährigen im Mantel vorbei. Die Frau stoppte nun Ihren Freund, um ihm mitzuteilen, daß der Fußgänger sie gerade angespuckt hat. Der kehrt daraufhin um, um den Fußgänger zur Rede zu stellen. Ein ganz kurzer Streit entsteht. Der Radler dreht sich um, blutverschmiert, der Fußgänger verschwindet. Er konnte bis heute nicht gefasst werden.

Der Radler verstirbt an einem Herzstich.

 

Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkeiten. Der Spucker war ein Psychopath und/oder er war ein Gewohnheitsverbrecher, der sich die Folgen seines Spuckens nicht leisten konnte.

Ein Mann tut etwas Ungeheuerliches. Er bespuckt eine Frau im Beisein des Freundes.

Das heißt er ist ein Psychopath, dem die Auseinandersetzung egal ist. Noch dazu, weil er bewaffnet ist. Das es sich um einen Psychopaten handelt ist durch das spucken klar ersichtlich. Daß er Erfahrung mit einem Messer hat, zeigte sich danach durch einen gezielten Stich.

 

Was hättest Du oder ich getan? Die Tat ist schon passiert. Lässt sich nicht mehr ändern.

Ist es vernünftig, sich so jemanden auf Armlänge zu nähern? Im Handbuch für Professionelle Verhandlungsführung steht: Man kann und sollte mit Psychopathen nie verhandeln. Es ist nicht möglich, durch Vernunft etwas zu erreichen.

 

Bodyguards lernen in diesem Fall. Die Schutzperson sofort in Sicherheit zu bringen. Wenn das nicht möglich ist, den Psychopaten  als höchstes Sicherheitsrisko zu bewerten und unverzüglich auszuschalten. Dazwischen gibt es nichts. Es gibt nur rationales Handeln und kein emotionales. Im besagten Fall, waren die beiden Radler in Sicherheit und hätten sich schnell weiter entfernen können. Sicherheitsrisiko gab es keines mehr. Nun will man aber den Täter nicht davon kommen lassen. Ein mögliches Szenario wäre gewesen:

Ich habe ein Fahrrad und ein Fotohandy. Ich kann mich also bis auf 30 Meter dem Täter nähern und dabei filmen. Wenn er sich entfernt, kann ich im Sicherheitsabstand folgen. Und immer wieder weiterfilmen. Wenn er auf mich zukommt den Abstand vergrößern. Meine Freundin kann ich bitten in einem Sicherheitsabstand von 80 Metern zu folgen und dabei Kontakt mit der Polizei zu halten. Wenn sich die Polizei einfindet, wird sie durch sie geleitet.

Ansonsten  wird er durch die Bilder identifiziert werden. Was soll er tun. An der Isar in die Büsche gehen. In ein Haus gehen. Der Ort ist dokumentiert und man wird ihn schnappen.

Oder in öffentliche Verkehrmittel flüchten. Dort wird er weiter durch Kameras überwacht.

In ein Taxi? Auch keine gute Idee. Unterwegs kann ich weitere Passanten instruieren.

Das wäre die Vorgehensweise eines besonnen Profis.  Die Polizei warnt, daß Hilfeleistung  die eigene Gesundheit nie gefährden darf. Und mit einer körperlichen Auseinandersetzung war in dieser Situation auf jeden Fall zu rechnen. Das waren zwei Begebenheiten die den Geist schulen. Egal was man getan hätte, eines ist ganz klar.

 

ABSTAND. Zur Gefahr.

Indem ich Sie vorher erkenne und nicht dorthin gehe, wo ich Sie vermute. Wenn ich schon dort bin, und sie erkenne, entferne ich mich sofort. Wenn ich unmittelbar konfrontiert werde, halte ich Abstand durch den Zaun, mit eigener Bewegung, und mit verbaler Begleitung.

Wird dieser Abstand unterschritten, ist proaktive Selbstverteidigung geboten, oder eben bei einem Angriff sofortige Verteidigung aus dem Zaun bis zur absoluten Kampfunfähigkeit und Bewegungsunfähigkeit des Gegners. Dabei gehe ich immer davon aus, daß der Gegner bewaffnet ist. Danach augenblickliche Sondierung des Terrains (Checking the Area 360 Grad) und dabei Vergrößerung des Abstandes bis man wirklich sicher ist. In der Regel bedeutet das, die Örtlichkeit und den Stadtteil zu verlassen. Am besten durch ein Taxi.

Am nächsten Tag einen Notfalltermin beim Psychater eines anderen Stadtteils wahrnehmen,

(ansonsten einfach in der Praxis als Notfall erscheinen). Und es muss ein Facharzt  oder eine psychatrische Notfallambulanz sein. Schildern des Leidens, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und Medikamente gegen Panik und Angst fordern.

Zurück in den Senegal.

.Ich war der Held, hatte die Räuber in die Flucht geschlagen. Ich wurde gefeiert und bekomme sogar heute noch Anerkennung dafür. Allein in meinem Zimmer ging ich die Situation noch einmal Punkt für Punkt durch. Ich erinnerte wie ich einige Minuten vor dem Überfall etwas an einem Stand kaufen wollte. Ich öffnete meinen Geldbeutel, der gut gefüllt war, und zählte für alle sichtbar meine Scheine durch, bevor ich ihn in die Hosentasche zurücksteckte. Ich habe öffentlich den reichen Touristen gegeben. War ich nun der Retter, oder der Verursacher, der eine ganze Gruppe in Gefahr brachte. Sicherlich stark mitverantwortlich. Auf jeden Fall habe ich daraus gelernt.

 

Ich Danke Sifu Erwin Kastl für seine Hilfe und sein Engagement mir gegenüber.

Alle seine Schüler haben die Möglichkeit, das komplette Wing Tsun System zu erlernen. Um das noch zu vereinfachen und zu erleichtern, hat er alle Programme als DVD verfilmt und noch zusätzlich als Text niedergeschrieben.  Er bildet sich ständig weiter, um nur die beste und wirkungsvollste Selbstverteidigung an seine Schüler weiterzugeben.

Ich danke meinen Trainingspartnern für etliche Stunden zusätzliches Training, das es erst möglich machte diesen Stand zu erreichen.

Vielen Dank Rüdiger und Daniel.

 

Und ich danke allen, die mich beim Training motivieren und allen, die mich beim Training zum Lachen bringen.

Torsten, Januar 2016   Wichtiger Hinweis: Die Arbeit wurde vor dem sogenannten Sylvesterskandal verfasst.

 

 

Kathi

Kaharina Strasser besteht die schwere Prüfung zum ersten Lehrergrad.

Hier Ihre Geschichte im Kampfsport und Ihre Gedanken zum Wing Tsun

 

Wing Tsun Kung Fu und Freistil – Tradition in die Gegenwart geholt

 

Meine ersten Erfahrungen

Meinen ersten Kontakt mit Kung Fu hatte ich mit 16 Jahren als ich zur Ausbildung 2 Jahre in Passau lebte. Vorher hatte ich nicht viel Interesse daran aktiven Sport zu betreiben und ich war auch in den üblichen Schulsportarten nie besonders geschickt gewesen. Nun hatte der Kampfsport aber eine gewisse Faszination in mir geweckt. Die Kunst der Bewegung war etwas besonderes.

Also nutzte ich die Gelegenheit, aus dem kleinen Dorf heraus in die für mich damals große Stadt, suchte mir einfach auf gut Glück eine Kampfschule raus und machte ein Probetraining aus. Die Schule die ich erwischt hatte praktizierte „U.S. Wing Chun Kung Fu“. Ich erzählte einer Freundin von meinen Plänen und gemeinsam besuchten wir das Training.

An dem Tag des Probetrainings erschloss sich mir eine ganz neue Welt. Das Training in der Schule war extrem hart. Hier arbeitete man mit geballter Kraft. Das begann mit den ersten 10 Minuten in denen man sich darauf konzentrierte die „Knochen abzuhärten“ indem man auf Sandsäcke schlug. Danach wurde die Siu Nim Tao Form vorgeführt. Nach dieser Form war ich mir bereits sicher, dass ich Kung Fu trainieren will. Die Bewegungen waren alle irgendwie natürlich und doch so schwer im Detail. Das Training endete mit Kettenfauststößen. Nicht in die Luft, sondern gegen einen Partner. Man kann sich vorstellen, dass meine Unterarme am nächsten Tag voller blauer Flecken waren.

Doch meine Begeisterung war von ein paar blauen Flecken, die so manch andere Mädchen vielleicht abschrecken würden, nicht im geringsten gemindert. Ich wollte unbedingt sofort weiter lernen. Die Freundin, die mich zum Probetraining begleitet hatte teilte meine Begeisterung. Und so entschlossen wir uns anzumelden.

Natürlich war dafür erst das Einverständnis unserer Eltern erforderlich. Da man in der Ausbildung zur PTA nichts verdient mussten die Eltern eben auch für so ein Hobby aufkommen. Zuhause musste ich aber dann eigentlich gar nichts groß erklären. Nachdem ich erzählt hatte wie sehr es mir gefallen hatte unterschrieb meine Mutter sofort den Vertrag. Bei meiner Freundin war das anders. Ihre Eltern wollten nicht, dass sie Kampfsport ausübt. Sie hatten Angst sie würde sich ihre Hände ruinieren usw. Also meldete ich mich eben allein in der Schule an.

Und so wurde das Kung Fu ein wunderbarer neuer Teil meines Lebens. Auch wenn ich am Wochenende immer nach Hause zu meinen Eltern fuhr ging ich von jetzt an jeden Donnerstag ins Training in die Innenstadt. Total ausgepowert musste ich dann auch noch meine Wohnung im 5. Stockwerk erklimmen. Doch das war egal, denn nach jedem Training fühlte ich mich herrlich, „wie ein neuer Mensch“. Das kann man wohl auch wörtlich nehmen. Denn ich wäre wohl nicht der gleiche Mensch der heute bin ohne Kung Fu. Überhaupt in meinen „jüngeren Jahren“ prägte es meinen Charakter, machte mich eigenständiger und selbstsicherer und lies mich so selbstbestimmt und ohne Angst durchs Leben gehen.

Erster Kontakt mit Freistil Wing Tsun

Nun hat aber jede Ausbildung auch ein Ende. Nach zwei Jahren war meine Zeit in Passau vorbei und für mich ging es zurück. Das bedeutete leider auch das Ende für mein Training in Passau. Ich versuchte im Landkreis Dingolfing-Landau etwas gleichwertiges zu finden. Leider konnte ich keine Schule finden, die Kung Fu anbot. Also versuchte ich es mit einem Teakwondo Probetraining. Das war schließlich auch Kampfsport. Nur ist Kampfsport eben nicht gleich Kampfkunst. Wenn man einmal Kung Fu trainiert hat, dann gibt’s nichts anderes mehr. Denn Kung Fu ist kein Wettkampf der ausgefochten wird, sonder eine Kunst die es zu erlernen gilt.

Und so kam es, dass ich die Sache erst mal ruhen lassen musste. Als ich dann aber einen neuen Job im Landkreis Ebersberg annahm und hierhin umzog machte ich mich wieder auf die Suche, denn die Leidenschaft fürs Kung Fu war immer noch da. So fand ich dann Sifu Erwin Kastl im Internet. Hier wurde nun also Wing Tsun Kung Fu Freistil unterrichtet. Ein etwas anderer Stil, als das was ich kannte aber einen Versuch wars auf jeden Fall Wert. Und mit diesem Versuch lag ich auch goldrichtig, wie ich jetzt nach 6 Jahren Training weiß.

Hier findet man „weiches“ Kung Fu ohne Sandsäcke und auch ohne Fauststöße. Mit vielen guten Einflüssen aus anderen Bereichen. Und trotzdem besteht auch die Tradition mit ihren Formen und Techniken weiter. Als erstes im Programm steht hier die Selbstverteidigung und danach erst die detaillierten und schwierigeren Techniken. Somit zieht man von der ersten Stunde an auch einen Nutzen für sich Selbst. Und zwar, dass man im Notfall wirklich eine realistische Chance hat sich erfolgreich zu verteidigen. Zusätzlich können auch Schülergrade im Inosanto Blend Kali erworben werden, eine philippinische Kampfkunst in der viel mit Waffen (z.B. Stock und Messer) gearbeitet wird und mit dem man seine Motorik und das Verständnis für Bewegungen nochmal verbessern kann.

Dieses breite Lernspektrum zu verdanken hat die Kampfschule unseren Sifu Erwin Kastl, der sich stetig weiterentwickelt und seinen Schülern sein Wissen auch nicht vorenthält, womit sich optimale Lerninhalte entwickeln: hier wird die Tradition in die Gegenwart geholt.

Training und Nutzen

Nun ist die Ausbildung doch weit komplexer als man auf den ersten Blick denken mag. Es geht nicht „nur“ um das Erlernen von Techniken sondern auch um eine Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Oft muss man die eigene Wohlfühlzone verlassen um einen Schritt weiter zu kommen. Das beginnt schon im ersten Schülergrad in dem man erst einmal lernen muss sich überhaupt gegen einen Angreifer zu verteidigen. Kommt jemand eindeutig aggressiv auf einen zu und schreit einen dabei noch an ist jeder normale Mensch, der noch nie in einer solchen Situation war, erst einmal in Panik, voller Adrenalin und kann keine klaren Gedanken fassen.

Eine zuverlässig Selbstverteidigung ist erst dann möglich, wenn man sich immer und immer wieder mit dieser Situation auseinandersetzt und ein sicheres Muster einbaut. Dazu gehört zu lernen auch lautstark zu antworten, nicht mit Beleidigungen, sondern mit Beschwichtigungen wie „ich möchte nicht kämpfen“. So ist auch sofort für alle Umstehenden klar, wer hier bedrängt wird. Nächster Schritt ist sich an den „Zaun“ zu gewöhnen. Eine dezente Vorkampfstellung, die nicht aggressiv dem anderen Gegenüber wirkt. Und dann braucht es natürlich noch sehr sehr viel Training um auf verschiedenste Angriffe gefasst zu sein. Wobei man auch in höheren Schülergraden nie aufhören darf diese Situationen zu üben und sich zu verbessern.

Das alles fällt anfänglich schwerer als man denken mag. Man fühlt sich schnell ein bisschen lächerlich den Trainingspartner anzuschreien oder überhaupt nur das Wort zu erheben. Doch mit mehr und mehr Übung folgt mehr und mehr Sicherheit. Nicht nur im Training, sondern auch im alltäglichen Leben.

Stellen wir uns nur die Situation vor Samstag Abend allein in eine Bar zu gehen. Für die Meisten Frauen unvorstellbar. Für mich nie ein Hindernis. Meiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher zum Opfer zu werden, wenn man unsicher in einer Gruppe unterwegs ist, als wenn man selbstsicher allein auftritt. Dabei ist natürlich zu beachten, sich nicht kopflos in eine gefährliche Umgebung zu begeben, sondern immer schon bevor man einen Weg wählt abzuwägen, ist das sicher oder nicht? Dabei muss man dann eben auch mal das Selbstbewusstsein an den Tag legen ein klares „Nein“ Anderen gegenüber auszusprechen. Was man auch aus dem Training lernen kann ist einen gewissen Instinkt für Situationen zu entwickeln und so auch eventuell unsichere Situationen zu vermeiden. Diese Regeln einhaltend bin ich, zum Glück, noch nie in eine Situation geraten in der ich ernsthaft an eine Verteidigung denken musste.

Das Training besteht aber natürlich nicht nur aus Selbstverteidigung. Es werden auch die klassischen Unterrichtsformen weitergegeben. Welche mir persönlich besonders viel Spaß machen. Es ist ein nie endender Lernzyklus, in dem man jede Technik immer noch ein bisschen besser machen kann. Besonders entgegen kommt mir dabei das weiche Wing Tsun bei dem gar keine große Kraft nötig ist, denn besonders als Frau ist man kräftemäßig oft unterlegen. Dennoch kann man mit den richtigen Techniken auf große Kraft reagieren und diese zum eigenen Nutzen umwandeln, nach dem Prinzip „stürmt mir ein Stier entgegen trete ich zur Seite“. Dabei spielen Genauigkeit und Schnelligkeit eine große Rolle, die man nur durch langes regelmäßiges Training erhält.

In jeder Kung Fu Schule sind auch die klassischen Formen nicht wegzudenken. Die Formen enthalten bereits alle Techniken, die man im Verlauf der Schülergradprogramme benötigt. Auch interessant zu beobachten ist das Gruppengefühl das sich während der Formen entwickelt. Die Formen werden gleichzeitig in der selben Geschwindigkeit ausgeführt. So wird eine Form schnell auch zu einem meditativem Ritual und bereitet einen auf die nachfolgenden Partnerübungen vor.

Auch wenn die Anwendung im Schülerprogramm erst später folgt, so ist durch die Formen bereits das Bewegungsgefühl für alle benötigten Techniken vorhanden. Somit entwickelt man fast wie selbstverständlich ein Gefühl dafür, ob eine Technik richtig ausgeführt wird. Dafür unbedingt notwendig ist aber auch die Vorwärtsspannung, die jederzeit aufrecht zu erhalten ist (was doch oft schwieriger ist als man denkt). Die Vorwärtsspannung richtet sich stets auf das eigene Ziel. Auch wenn man sich gerade in der verteidigenden Position befindet. Denn im Kung Fu gilt: Jede Abwehr ist gleichzeitig auch ein Angriff. Und so haben auch die kleinsten Fehler in der Spannung oder Technik eine direkte Auswirkung, nämlich einen Treffer des Gegners. Die Schwierigkeit der Vorwärtsspannung kann auch wunderbar auf das Leben projiziert werden. Denn auch da gilt, seine Ziele im Auge zu behalten und bestimmt darauf zuzugehen. Und wenn sich eine Lücke oder Chance auftut dann heißt es zuschlagen!

So profitiert man stetig vom Wing Tsun. Mit den Lerninhalten im Training verinnerlicht man dessen Prinzipien auch in sich selbst und kann das Erlernte so, auch oft unterbewusst, im Leben umsetzten. Überhaupt an anstrengenden Tagen ist Wing Tsun die beste Medizin. Sitzt man zuhause und grübelt wird der Tag nicht besser. Geht man jedoch ins Training und trainiert seinen Körper und Geist und lässt den ganzen Alltag mal kurz hinter sich fühlt man sich danach einfach leichter und macht Platz für Lösungen im Kopf. So wie man im Training seine Probleme mit den Techniken und Formen löst, lassen sich danach auch die Probleme des Alltags leichter lösen. Das funktioniert auch zuhause, wenn man einfach die Formen duchtrainiert und seinen Kopf damit freimacht. Somit ist Wing Tsun Kung Fu für mich ein großer Gewinn, den ich nicht mehr missen möchte.

 

Abschließende Worte

Zum Abschluss möchte ich unseren Sifu Erwin Kastl danken, der alle mit seiner unermüdlichen Begeisterung für die Kampfkunst antreibt und jeden stets bei Fragen oder Problemen unterstützt und auch individuell weiterhilft.

Und natürlich danke ich auch allen Trainingspartner, die einen oft gefordert und immer ein Stück weitergebracht haben.

Auch nach 6 Jahren macht es mir immer wieder Spaß mit euch zu trainieren und mich weiter zu verbessern!

 

 

Katharina Straßer, 31.01.2016