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Selbstverteidigung Kampfsport, Kampfkunst, Erding, Rosenheim , Wing Tsun, Kung Fu, Kampf

5. Konsequenzen und Zusammenfassung der Möglichkeiten

 

Die Möglichkeit, in einer Kampfkunstschule gesundheitspädagogische Arbeit zu leisten, wird grundsätzlich durch drei Faktoren eingeschränkt,

 

5.1 Einschränkungen der gesundheitspädagogischen Arbeit

5.1.1 Einschränkungen durch die Qualifikation des Lehrers

 

Die Tätigkeit eines Kampfkunstlehrers ist in keinster Weise gesetzlich geregelt, die Bezeichnung steht für jedermann zur freien Verfügung.

 

5.1.1.1 Kampftechnische Qualifikation

Praktisch wird es so gehandhabt, daß jeder, der in einer bestimmten Kampfkunstmethode den schwarzen Gürtel bzw eine vergleichbare technische Qualifikation erreicht, sich selbst als Meister betrachtet und nun selbst unterrichten darf.

Normalerweise ist eine solche Graduierung in drei bis vier Jahren Training erreichbar. Die abzulegende Prüfung besteht aus einer Überprüfung der Kampftechniken und unter Umständen noch einen Nachweis für Kenntnisse in ersten Hilfe und in Notwehrrecht, Pädagogische Fähigkeiten werden nicht gefragt und geprüft,

Die Qualifikation zum Lehrer durch die Erringung des schwarzen Gürtels gilt in fast allen koreanischen oder japanischen Kampfsystemen. Dazu gehört ein System an Vorstufen, sogenannten Schülergraden (Cup oder Kyu), die durch die Farbe des zu tragenden Gürtels die eigene Stellung innerhalb der Hierarchie nach außen dokumentieren. Zu diesen Systemen gehören eigentlich alle bei uns populären fernöstlichen Kampfmethoden, wie Judo, Jui-Juitso, Hapkido, Kun-Tai-Ko, Taekwon-Do und Karate, um nur einige zu nennen.

In chinesisch geprägten System, die unter dem Oberbegriff Kung-Fu zusammengefaßt werden, herrscht, wie bereits beschreiben, nicht die militärische Hierarchie nach Rang, sondern die Familientradition, in der die Dauer der Zugehörigkeit zur Familie (dem Kung-Fu System) die eigene Stellung kennzeichnet. Die Gleichheit der Schüler als Brüder, wenn auch mit unterschiedlichen Kenntnissen, steht im Vordergrund.

In Kung-Fu Systemen gab es daher traditionellerweise nur die Unterscheidung zwischen Schüler und Lehrer. Es bestand keine Notwendigkeit für Schüler- oder Lehrergrade. Erst als diese Systeme im Westen Fuß faßten, wurden dort Schüler- und Lehrergrade eingeführt. Dies geschah auf dringenden Wunsch der Schüler, die einen auch für Außenstehende verständlichen Nachweis der eigenen Kenntnisse wünschten und die eigene Position Innerhalb des Systems deutlicher machen wollten. Im Wing / Tsun wurden Schülergrade erst mit der Verbreitung dieses Systems in Europa eingeführt.

In jedem Falle ist es so, daß die Erlaubnis zum Eröffnen einer eigenen Schule oder zum Unterrichten allgemein entweder vom eigenen Lehrer oder von einem Lehrer, der über dem eigenen Lehrer steht, erteilt wird. Diese Erlaubnis ist direkt verbunden mit der Erringung des schwarzen Gürtels. Im Wing / Tsun ist es etwas anders, dort kann man bereits als 10. Schülergrad auf einem mehrtägigem Lehrgang die Übungsleiterlizenz, die das Unterrichten gestattet, erwerben. Dieser Lehrgang beeinhaltet Gymnastik, Druckpunktmassage und Kenntnisse anderer Kampfmethoden. (43) Im Wing / Tsun versucht man, die Qualifikation Lehrer und Kämpfer zu trennen.

 

5.1.1.2 Traditionelle Bindungen

Es ist also so, daß die Befähigung zum Kampfkunstlehrer hauptsächlich durch einen Nachweis der technischen Fertigkeiten auf dem Gebiet der Kampftechniken erfolgt. Damit ist aber die Frage nach der pädagogischen Gestaltung des Unterrichts nicht beantwortet. Hierzu muß ich leider auf das Stichwort "Lernen durch Nachahmung" verweisen. Leider heißt, daß die Pädagogik des Kampfkunstunterrichts sich zurückführen läßt auf die ersten Lehrer, deren Unterrichtweise unreflektiert übernommen wurde.

Lehrer der ersten Generation waren aber immer Japaner, Koreaner oder Chinesen, deren pädagogische Fertigkeiten sich auf das Einhalten der Hierarchie beschränkten. Fortschrittliche abendländische Vorstellungen von Pädagogik, die sich auch bei uns erst in den letzten zwanzig Jahren langsam durchsetzten, sind daher dem Kampfkunstunterricht grundsätzlich fremd.

Nach meinen Beobachtungen wird in den meisten Kampfkunstschulen eine militärische Pädagogik betrieben. Die ersten Weißen, die fernöstliche Kampfkunst erlernten, waren amerikanische Soldaten in Japan. Diesen war die militärische Art, zu unterrichten und zu lernen, selbstverständlich. Als diese begannen, selbst zu unterrichten, wurde die erlebte Unterrichtsmethodik kopiert.

 

5.1.1.3 Esoterische Ansprüche

Als dann in Europa fernöstliche Kampfkunst populär wurde, entstand die Notwendigkeit, diese brutalen Kampftechniken in einen Rahmen zu stellen, der sie läuterte. Dieser Rahmen bestand in der Übermittlung unverständlicher fernöstlicher Weisheiten. Gerade deshalb wurde die Einhaltung von Zermonien und Regeln und Ehrenbezeugungen beibehalten.

Kampfkunst als Methode der Charakterschulung war in der Öffentlichkeit gut darstellbar. Da der Wirkmechanismus, auf dem diese durchaus stattfindende Charkaterschulung basierte, weder von Lehrern noch Schülern verstanden wurde, mußte er in den Bereich der fernöstlichen Mystik verlegt werden. Diese ist dem Europäer von vornherein unverständlich. Versuche dazu können daher unterbleiben. Nur der langjährig übende gewinnt Einblick in diese Weisheit, dieser Einblick ist jedoch verbal nicht darstellbar.

Der Versuch, die durch Kampfkunstpraxis gewonnene Einsicht zu verbalisieren, wird zwar von manchen Autoren unternommen, jeder schränkt aber ein, daß dieses Unternehmen von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, da eine Erfahrung nichts Verbales ist und daher auch nicht so

dargestellt werden kann.

 

5.1.1.4 Politische Erwägungen

Jedes Stiloberhaupt eines fernöstlichen System trachtet danach, das eigene System zu verbreiten. Systeme, die nicht verbreitet werden, sind und bleiben unbekannt und daher auch einer Betrachtung nicht zugänglich. Außer für die wenigen Aktiven sind solche Systeme auch bedeutungslos.

Die Verbreitung geschieht einerseits durch Öffentlichkeitsarbeit, andererseits durch viele Schulen. Für viele Schulen benötigt man auch viele Lehrer. Fernziel für jedes System als Gesamtheit ist eine Flachendeckung, so daß jeder Interessent, unabhängig vom Wohnort, die Möglichkeit hat, dieses spezielle System zu erlernen. Je höher die Anforderungen, die an denjenigen, der Lehrer werden will, gestellt werden, umso geringer die Anzahl der Lehrer, umso geringer die Anzahl der Schulen, umso geringer die Bedeutung des Systems, die durch die Anzahl der Anhänger dargestellt wird.

Da die kampftechnische Qualifikation der Lehrer über jeden Zweifel erhaben sein muß, und dies allein drei bis vier Jahre hartes Training erfordert, wäre eine hohe pädagogische Anforderung oft eine Überforderung. Die Ausbildung zum Kampfkunstlehrer wird von den Aspiranten selbst finanziert, es gibt nur wenige, die lange genug durchhalten um die technischen Anforderungen zu erfüllen. Von diesen wenigen sind nur wenige gewillt, eigene Schulen zu eröffnen, um das System zu verbreiten.

 

5.1.1.5 Wirtschaftliche Erwägungungen -

       Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Kampfkunstschulen.

Zum ersten besteht die Möglichkeit, als Kampfkunstlehrer in einem bestehenden Vereins eine Kampfkunstabteilung zu gründen oder gleich einen eigenen gemeinnützigen Verein zu gründen, um so Unterstützung durch die Infrastruktur der Gemeinde zu erhalten. Nachteil ist hier, daß immer Einmischungen in den Unterricht stattfinden, daß die Arbeit als Lehrer unentgeltlich oder nur mit geringer Aufwandsentschädigung, die in keinem Verhältnis zum Aufwand der eigenen Ausbildung steht, stattzufinden hat, und daß der Lehrer mehr als Trainer gilt. Vorteil ist das geringe finanzielle Risiko für den Lehrer.

Die andere Möglichkeit besteht darin, als selbständnig Gewerbetreibender eine kommerzielle Schule zu gründen und nach den Regeln der freien Marktwirtschaft zu arbeiten. Eine Kampfkunstschule versteht sich nicht als Sportverein, ein Kampfkunstlehrer fühlt sich nicht als Trainer. Die organisatorische Struktur eines Vereins ist der fernöstlichen Kampfkunst fremd. "In der Kampfkunst hat vernünftigerweise am meisten der zu sagen, der am meisten weiß. Wir können die Schüler nicht über Dinge abstimmen lassen, von denen sie noch nichts verstehen." (44) Tatsächlich verhält es sich so, daß chinesische Kung-Fu Systeme niemals, koreanische oder japanische Systeme wie Taekwon-Do oder Karate selten in Vereinen stattfinden.

Bezeichnender weise finden die völlig versportlichten Systeme, bei denen der Wettkampf im Vordergrund steht, oft in Vereinen statt. Es gilt in Kampfkunstkreisen allgemein die Meinung, daß wirklich hochwertige Kampfkunst nur in privaten Kampfkunstschulen stattfindet.

 

Es ist aus den vorhergehenden Ausführungen klar zu erkennen, daß die Qualifikation zum Kampfkunstlehrer von vielen Umständen, die nur zum Teil direkt mit Kampfkunst zu tun haben, abhängt. Der pädagogische Anspruch steht dabei im Hintergrund. Tatsächlich verhält es sich so, daß jeder Lehrer, der in der Lage ist, Schüler zu werben und zu halten, ganz offensichtlich über zumindest ausreichende pädagogische Fertigkeiten verfügt. Nach dem Gesetz der natürlichen Auslese werden unfähige Lehrer trotz fachlicher Qualilfikation erfolglos bleiben und keine Schüler finden, denen sie mit ihrer mangelnden pädagogischen Qualifikation schaden können.

Ein hoher pädagogischer Anspruch, der auch die Umsetzung von gesundheitspädagogischen Erkenntnissen beeinhaltet, bleibt daher der Eigeninitiative des jeweiligen Lehrers überlassen. Der allgemeine Trend, die Ausübung von bestimmten Tätigkeiten an bestimmte Legitimationen zu binden, die mit der tatsächlichen Tätigkeit oft wenig zu tun haben, läßt sich auch am Beispiel der Kampfkunst erkennen. In unserer Gesellschaft befähigt eine hohe fachliche Qualifikation auf fast jedem Gebiet zum Unterrichten, pädagogische Kenntnisse und Fähigkeiten werden nur selten gefordert.

Zur Zeit besuche ich einen Tanzkurs, hier verhält es sich so, daß erfolgreiche Turniertänzer unterrichten. Gewerbliche Berufsausbildung wird von Meistern geleitet, eine Qualifikation die sich auf Fachkunde bezieht. Aus meiner Erfahrung möchte ich ebenfalls behaupten, daß die pädagogische Qualifikation, von Lehrern und Hochschuldozenten bestenfalls zufällig besteht.

Ein Lehrer einer kommerziellen Kampfkunstschule ist von der Beurteilung seiner Leistung durch die Schüler abhängig. Sie können mit ihren Füßen abstimmen und gehen. Bei Schullehrern oder anderweitig geförderten Ausbildern ist das oft nicht möglich. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, daß die Professoren an mittelalterlichen Hochschulen nur von ihren Schülern bezahlt wurden. Die Hochschule stellte den Rahmen. Ein Professor ohne Schüler mußte das Unterrichten aufgeben. (46)

Aus diesen Ausführungen darf man nun nicht folgern, daß in jeder existierenden Schule nun eine zumindest akteptable Pädagogik betrieben wird. In unserer freiheitlich-donaldistischen Gesellschaftsordnung sind viele Lebenswege möglich. Herausforderungen sind selten, und Kampfkunstunterricht nach streng asiatischer Tradition, der bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit geht, mag für viele eine Prüfung der eigenen Stärke sein. Viele, gerade männliche Jugendliche aus unteren Schichten, empfinden auch die Pädagogik eines Adolf Hitlers, der Schwäche verachtet und Schwächlinge ausmerzt, als richtig, und folgen nur zu bereitwillig einem Lehrer, der dies betreibt. Dieser Punkt wurde von Collin Goldner in seinem Buch (47) ausführlichst erörtert, so daß ich dazu auf weitere Ausführungen verzichte.

 

5.1.2 Einschränkung durch mangelnde Nachfrage

In dem Bewußtsein der Öffentlichkeit existiert eine Definiton von Kampfkunst, die keinen Zusammenhang mit gesundheitspädagogischer Arbeit zuläßt. Kampfkunst gilt als eine Art Sport, als eine Methode der Selbstverteidigung und vielleicht noch als nebulöse östliche Weisheitslehre. Die von mir beschriebenen Faktoren, die einen Einfluß auf psychosoziale und gesundheitliche Parameter ausüben, können in diesem Ausmaß nur im relativ unbekannten WT beobachtet und nutzbar gemacht werden.

Klientel, die Gesundheitsbildung betreiben wollen, besuchen Yogakurse oder andere Methoden der körperorientierten Selbsterfahrung. Eventuell unterziehen sie sich auch einer systematischen Therapie gleich welcher Richtung.

 

Daß in einer Wing / Tsun-Schule wirksame gesundheitspädagogische Arbeit geleistet werden kann, ist zu wenig bekannt, um Nachfrage danach zu wecken. Diese Tatsache fordert eine Öffentlichkeitsarbeit, die die Möglichkeiten eines einzelnen Lehrers bei weiten übersteigt. Die Euro päische Wing Tsun Orga nisation als Vereinigung von über 400 Schulen versucht bereits seit Jahren, Wing / Tsun mit seinen Besonderheiten von anderen Kampfmethoden abzugrenzen. Zum Teil ist dies auch gelungen, aber die gängige Darstellung von Kampfkunst in den Medien wirft alles in einen Topf, so daß Unterschiede für den Laien nicht existieren und das Klischee von Kampfkunst schwerer wiegt als alle Versuche zur Differenzierung.

 

5.1.3 Einschränkungen durch die Erwartungen der Schüler

Realistisch betrachtet verhält es sich so, daß nur Personen, die potentiell schon immer etwas sportlich waren, oder mit der Absicht, eine Kampfkunst zu erlernen, liebäugelten, sich dann auch wirklich für eine bestimmte Schule und ein bestimmtes System entscheiden. Fast alle Kampfkunstschulen bieten ein unverbindliches Probetraining an, so daß jeder schon zumindest ungefähr weiß, was ihn erwartet.

Dennoch hat jeder neue Schüler bestimmte Erwartungen an die Ausbildung, die er erfüllt sehen möchte. Tritt dies nicht ein, oder ist der Lehrer nicht in der Lage, die Erwartungen des Schülers an das Gebotene anzupassen, wird der Schüler die Schule verlassen.

Obwohl der Lehrer als oberster Verantwortlicher über die Gestaltung des Trainings und die Trainingsinhalte entscheidet, wird er doch die Erwartungen seiner Schüler in seine Überlegung einbeziehen. Da die Schüler jedoch unterschiedliche Erwartungen haben, ist er nie in der Lage, jeden einzelnen voll zu befriedigen. Schüler erwarten auch nicht für sie maßgeschneiderten Unterricht, aber die grundsätzliche Richtung muß stimmen.

Ziel des Wing / Tsun-Trainings ist die Fähigkeit, sich selbst wirksam verteidigen zu können, so bringe ich es auch meinen Schülern nahe. Gesundheitpädagogische Arbeit wird in das Training integriert, aber nicht als eigener Punkt, sondern sozusagen beiläufig aber untrennbar. Niemals jedoch könnte ich sportliche Höchstleistung zum Ziel des Unterrichts machen.

Die gesundheitspädagogischen Wirkmechanismen werden von mir auch niemals bewußt als solche gegenüber meiner Schüler herausgestellt, da so etwas nur auf Befremden stoßen würde. Versuche von mir in dieser Richtung bestätigten diese Vermutung, Da ich eine kommerziell orientierte Schule betreibe, kann ich es mir nicht leisten, meine Schüler zu Versuchsobjekten zu machen. Versuche in dieser Richtung müssen in einem anderen Rahmen, ich plane hierzu einen Volkshochschulkurs, stattfinden.

 

Ein gewisser geistiger Aspekt des Trainings wird, dem allgemeinen Bild von Kampfkunst in der Öffentlichkeit entsprechend, erwartet. Da darüber jedoch nur unklare Vorstellungen existieren, kann ich diese Erwartung der Schüler mit meiner gesundheitspädagogisch inspirierten Interpretation des geistigen Aspektes füllen, die dann auch gern angenommen wird. Meine Interpretation betont die Reflexion der beim Oben auftretenden Gefühle und Probleme, die körperliche Entspannung in der Aktion und den Verzicht auf die Vorstellung, vorher geplante Techniken dem Partner oder Gegner aufzuzwingen (Flexibilität).

Prinzipiell erwarten die Schüler in einer Kampfkunstschule auch Kampfkunstunterricht, gesundheitspädagogische Arbeit kann in der Gestaltung und Ausformung dieses Unterrichts stattfinden, niemals jedoch in den Vordergrund gestellt werden.

 

 

5.1.4 Gesamtresultat dieser Einschränkungen

Die Einschränkungen der gesundheitspädagogischen Arbeit in einer Kampfkunstschule sind also nicht zwingender Natur. Es sind eher pragmatische Einschränkungen, die eben existieren, ohne daß bisher ein ernsthafter Versuch gemacht wurde, diese Einschränkungen zu beseitigen. Als Fazit läßt sich feststellen, daß in Kampfkunstschulen allgemein gesundheitspädagogische Arbeit eher zufälllig stattfindet.

In harten Kampfsystemen wie Karate oder Taekwon-Do, die einer militärischen Tradition entspringen und wo die Absicht besteht, den Körper zu stählen, sich gegen Schmerzen abzuhärten und insgesamt eher paramilitärische Tendenzen im Unterricht zu bemerken sind, läßt sich die praktizierte Pädagogik als kontraproduktiv zur Gesundheitsförderung betrachten. Eiserne (Selbst-) Disziplin mag wohl den beruflichen Erfolg fördern, keinesfalls jedoch die Gesundheit in einem modernen, ganzheitlichem Verständnis.

Die Vorstellung vom Körper als dem Willen unterworfene Maschine, die durch Training in ihrer Leistungsfähigkeit verbessert wird, kann psychosomatische Krankheiten nur fördern.

 

5.2 Perspektiven

 

5.2.1 Wing / Tsun-Ausbilderqualifikation

Die Möglichkeit, in einer Kampfkunstschule gesundheitspädagogische Arbeit zu leisten, besteht, das Wing / Tsun-System ist dafür sogar hervorragend geeignet. Auch in anderen Systemen ließe bei Berücksichtigung meiner Überlegungen gesundheitspädagogische Arbeit leisten.

Gerade momentan wird in der E W O der Versuch unternommen, die pädagogische Qualifikation der Ausbilder zu heben. Das Programm der speziellen Lehrgänge zur Erlangung der Qualifikation dafür beeinhaltet neben einer Überprüfung der technischen Kenntnisse nun auch Anotomie, Umgang mit Schülern, Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung und Druckpunktmassage. (48)

Natürlich ist das nicht die gesundheitspädagogische Arbeit, die im Bereich des Möglichen liegt, aber dadurch ist doch ein Anfang gemacht, die Qualifikation Ausbilder stärker von pädogogischen Gesichtspunkten abhängig zu machen.

 

5.2.2 Wing / Tsun-Fachliteratur

Neben mehreren Lehrbüchern über die Technik des Wing / Tsun gibt es ein jährlich erscheinendes Magazin der E W T O (Europ äische Wing Tsun Organ isation) für die WT-Schüler, das auch an andere Interessierte abegegeben wird.

In der jetzt aktuellen Ausgabe Nummer 13 sind einige gesundheitspädagogisch durchaus bedeutungsvolle Artikel und Aussagen zu entdecken, was noch bei der vorherigen Ausgabe nicht der Fall war.

In einem Leserbrief über das Rollenverständnis als Frau und die Kampfkunst taucht das Wort sozialpsychologisch wohl erstmalig in typischer Kampfkunstliteratur auf, "Usw. usw. es würde sicher zu weit führen, die sozialpsychologische Seite meiner Unfähigkeit mich innerlich und äußerlich überhaupt auf Verteidigung oder Angriff einzustellen, zu erläutern." (48)

Ein Artikel über Wing / Tsun und Ernährung propagiert das Hören auf den eigenen Körper und auf die eigenen Bedürfnisse und weißt auf die Fremdbestimmtheit der eigenen Ernährung in den meisten Fällen hin. Das Beispiel eines Wing / Tsun -Schülers, der durch Ernährungsumstellung in Verbindung mit dem Wing / Tsun-Training unter Aufsicht seines Lehrers 25 kg abnahm, wird durch Bilder dokumentiert. Der letzte Satz dieses dreiseitigen Artikel betont noch einmal die Wichtigkeit der eigenen Erfahrung. "Es gibt allerdings nur einen Weg. sich von den positiven Auswirkungen dieser Ernährung zu überzeugen:Ausprobieren." (50) Diese Ernährungstips bevorzugen Trennkost und empfehlen das Buch "Fit for Life".

 

In einem langen Interview mit Sifu Keith R. Kernspecht, dem Cheftrainer für Europa, werden Fragen, die weit über den rein kampftechnischen Aspekt hinausgehen, gestellt und beantwortet. Als Leiter des größten professionellen Kampfkunstverbandes der Welt zeigt er sich durchaus der Selbstkritik fähig.

(Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen musste ich diesen Teil entfernen )

 (52) Die gesundheitspädagogische Bewertung von Flexibiltät habe ich ja bereits an anderen Stellen dargelegt.

 

Die Bedeutung einer solchen Äußerung, einer solchen Interpretation des geistigen Aspektes von Kampfkunst, wird nur im Vergleich mit Aussagen anderer großer (mit groß meine ich hier Oberhäupter von Stilrichtungen, die überregionale oder gar internationale Bedeutung erlangt haben) Kampfkunstlehrer deutlich.

Als Quelle dieses Vergleiches verwende ich das Buch "Taekwon-Do im Westen", das ebenfalls längere Interwiews mit Kampfkunstlehrern enthält. In anderen Büchern läßt sich aber ebenfalls gleiches feststellen, so daß diese Zitate exemplarisch für Vergleichbares stehen.

Richard Chun, Präsident des United States Taekwon-Do Association: "...lehren wir auch die östliche Denkweise, nach der die Eltern respektiert werden sollen und wir lehren auch, was Geduld heißt. (53) ...Je mehr Sie können, um so ruhiger und ausgeglichener werden sie, den sie wissen, daß sie jemand mit einem Schlag umhauen wenn nicht sogar töten können, ...sobald jemand mehr weiß, sollte er auch bescheidener werden." (54)

Auf die Frage nach der Möglichkeit, Kampfkünste in eine Art Gesundheitserziehung einzubauen, verweist er auf die Tatsache, daß Taekwon-Do an Universitäten unterrichtet wird. - Aber als Teil der Kunsterziehung - "...haben Taekwon-Do als einen Teil der Kunsterziehung übernommen." (55)

 

Die Möglichkeiten, hier zu zitieren, sind endlos. Taekwon-Do oder Kampfkunst allgemein mit Gesundheit in Verbindung zu bringen, ist diesem koreanischen Lehrer nicht möglich. Der geistige Aspekt liegt für ihn in psychologischer Sebstverteidigung (d. h, einen potentiellen Angreifer zu beruhigen oder zu entmutigen), Disziplin und Geduld. Allenfallls das Verständnis von Kampfkunst als Kunst ist vorzufinden. (56) Diese Art des Verständnisses des geisten Aspektes von Kampfkunst ist typisch für asiatische Lehrer, nur verzichtet er auf die Erwähnung der Verwandschaft zwischen Kampfkunst und Zen, wahrscheinlich (hier kann ich nur vermuten) glaubt er, im Gegensatz zu anderen Lehrern, nicht an diese.

Nach den Aussagen von europäschen Lehrern verstehen sich diese meistens als reine Trainer und stehen einem geisten Aspekt, der für jeden natürlich vorhanden ist, eher skeptisch und ohne konkrete Aussagen darüber, gegenüber.

 

Die einzige Ausnahme bildet hier Heinz Strauß, dessen Verständnis des geistigen Aspektes wohl eher durch seine akademische Ausbildung als durch das physische Training beeinflußt wurde. Ihm ging es beim Unterrichten an der Stiftungsfachhochschule für Sozialpädagogik in München "...vor allem darum, mehr Bezug zum Körper herzustellen." (57) Leider war dieser interessante Ansatz nur von lokaler Bedeutung, die auch zahlenmäßig nur geringen Umfang erreichte, außer in diesem Artikel habe ich nie wieder etwas von einer solchen Interpratation gehört oder gelesen.

Im Gegensatz dazu erscheint die Zeitschrift Wing Tsun -Welt in einer Auflage von 15000 Exemplaren. Die Aussagen und Absichten des Europacheftrainers werden an über 400 Wing / Tsun-Schulen in den deutschsprachigen Ländern in Unterrichtspraxis umgesetzt.

 

 

5.2.3 Zusammenfassung der Perspektiven

 

5.2.3.1 Perspektiven im Wing / Tsun-System

 

 

Insgesamt betrachtet läßt sich feststellen, daß gerade im Wing / Tsun-System gute Ansätze bestehen, und bei einer Weiterentwicklung der deutlichen Ansätze für pädagogisch anspruchsvolle Tätigkeit auch der Gesundheitspädagogik Rechnung getragen wird.

Haupteinschränkung für gesundheitpädagogische Arbeit sehe ich in der mangelnden Nachfrage dafür, die auf dem Bild von Kampfkunst in der Öffentlichkeit beruht. Solange es nicht gelingt, das Image von Kampfkunst, das durch die Darstellung in Actionfilmen (Hauptmotiv Rache oder Gerechtigkeit) geprägt wird, zu verändern, werden professionelle Kampfkunstlehrer, die marktwirschaftlich orientiert sind und sein müssen, um zu existieren, ihren Unterrichtsschwerpunkt auf den kämpferischen Aspekt legen und gesundheitspädagogische Arbeit bestenfalls beiläufig betreiben.

 

Gesundheitspädagogische Arbeit im Wing / Tsun-System wird jedoch dadurch gestützt, daß Wing / Tsun-Lehrer ihre Tätigkeit als absolut professionell verstehen, und daher auch die Einbeziehung von pädagogischen Fähigkeiten als notwendige Stütze der Professionalität gesehen wird. Ganz klar ist es im Wing / Tsun so, daß ein Lehrer nicht nur ein guter Kämpfer sein muß, sondern gerade eben über darüber hinausgehende Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen muß.

Der große Vorteil des Wing / Tsun-Systems für eine solche zusammenfassende Beurteilung liegt darin, das diese zusammenfassende Beurteilung überhaupt möglich ist. Im Wing / Tsun herrscht eine (vergleichsweise) einheitliche Unterrichtsmethodik, alle Ausbilder werden durch häufige Rundschreiben ständig über aktuelle Entwicklungen auf dem laufenden gehalten, die Ausbilder nehmen immer wieder an eigenen Lehrgängen teil. Schülergradprüfungen sind nur auf gemeinschaftlichen Lehrgängen, in denen Schüler von verschiedenen Schulen zusammentreffen, möglich.

Nicht umsonst ist die E W T O , der ich nicht mehr angehöre, der größte professionelle Kampfkunstverband der Welt. In anderen Kampfsystemen, die natürlich auch sehr weitverbreitet sein können, ist eine zusammenfassende Beurteilung durch die im direkten Vergleich großen Unterschiede fast nicht möglich.

 

 

5.2.3.2 Perspektiven für andere Kampfkunstsysteme

 

Für andere Kampfkunstsysteme kann ich daher keine zusammenfassende Beurteilung aufstellen. Dennoch denke ich, daß mit der zunmehmenden Entfernung der Kampfkünste von ihrem fernöstlichen Ursprung und der damit verbundenen Verwestlichung der angewendeten Pädagogik eine gesundheitspädagogisches Aufwertung verbunden ist.

Andererseits gibt es immer wieder Bewegungungen, die ein Zurück zum Ursprung fordern. In den meisten Systemen wird auch eine unreflektierte Einhaltung der Traditionen gefordert, so daß ich über die Entwicklungstendenzen in anderen Kampfsystemen trotz intensivem Literaturstudiums und Verfolgen der Fachpresse keine definitiven Aussagen machen kann.

 

Ich denke, hier ist es notwendig, zu einer Beurteilung jeweils nicht das System, sondern eine bestimmte Schule zu betrachten, um die Frage nach der Erfüllung eines gesundheitspädagogischen Anspruches zu beantworten.

Prinzipiell würde ich hier die Unterscheidung zwischen weichen und harten Kampfsystemen als Grundlage der gesundheitspädagogischen Bewertung nennen. Harte Kampfsysteme, die der gegnerischen Kraft mit der eigenen Kraft entgegenwirken - Stichwort Blocktechniken -sind eher ungeeignet.

 

Weiche Systeme, die die gegnerische Kraft ableiten - Stichwort Wurftechniken - sind für gesundheitspädagogische Arbeit durch die Art der Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Trainingspartner eher geeignet. Harte Systeme arbeiten mit Kraft gegen Kraft, weiche Systeme mit Harmonie, um eine einfache Unterscheidung aufzustellen.

Gesundheitspädagogisch wertlos sind Systeme, die den Wettkampf in den Vordergrund stellen. Judo gilt nach der Definition als weiches System, wer jedoch einen Wettkampf gesehen hat, wird nichts Weiches erkennen. Das WTF-Vollkontakt Taekwondo ist zum reinen Sport mutiert, Ansatzpunkte für gesundheitspädagogische Arbeit im Sinne von sozialpädagogischen Vorstellungen sind kaum vorhanden.

 

 

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